Im Fachgespräch mit Christoph Zimmer-Conrad, Referatsleiter „Technologiepolitik, Technologieförderung“ im SMWK

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Im Fachgespräch mit Christoph Zimmer-Conrad, Referatsleiter „Technologiepolitik, Technologieförderung“ im SMWK

Der Powertalk im Rahmen des 2. futureSAX-Alumni-Frühstücks widmet sich dem Thema des Technologietransfers von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Sie leiten seit dem Jahre 2005 das Referat „Technologiepolitik“. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in Unternehmen gemacht?

Transferprozesse zwischen Wissenschaft und Wirtschaft verlaufen sehr unterschiedlich.
Nach der im Jahr 2007 erfolgten Umstellung der Technologietransferförderung von einer angebots- auf eine nachfrageorientierte Förderung hat die Qualität der Projekte zugenommen. Zugleich haben Transferleistungen eine höhere Akzeptanz als geldwerte unternehmensnahe Dienstleistungen erfahren.
Eine ganz zentrale Voraussetzung für erfolgreichen Technologietransfer stellt das gegenseitige Vertrauen der beteiligten Personen dar. Die­se Vertrauensbasis lässt sich nicht durch Strukturen oder durch finanzielle Anreize ersetzen. Wichtig sind solche Anreize aber für Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Bei alledem ist zu berücksichtigen, dass Wissenschaftler und Unternehmer im Alltag oft auch andere Tätigkeiten als den Technologietransfer prioritär behandeln müssen.
Insgesamt lässt sich für Sachsen konstatieren, dass der Transfer schon recht gut funktioniert. Aber auch hier ist das Bessere der Feind des Guten.

Bei welchen sächsischen Projekten ist aus Ihrer Sicht der Technologietransfer besonders gut gelungen?

Wie bereits gesagt, erfolgt der Technologietransfer über unterschiedliche Wege. Er umfasst Auftrags­forschung, Beratung, Diplomarbeiten und Praktika, Weiterbildung, gütergebundenen Transfer, Patente und Lizenzierungen, Ausgründungen und den direkten Know-how-Verkauf. In all diesen Formen finden sich gute Beispiele.
Ausgründungen haben den großen Vorteil, dass das Know-how nicht von einem in den anderen Kopf muss. Sehr erfreulich finde ich unsere „InnoPrämie“, die einerseits Handwerksbetriebe an der Technologieförderung teilhaben lässt und andererseits viele erstmalige Kooperationen mit der Wissenschaft ermöglicht hat.

Welche Bedeutung hat der Technologietransfer allgemein für die sächsische Wirtschaft?

Technologietransfer hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Technologietransfer ermöglicht der Wirtschaft, das in der Forschung gene­rie­rte Wissen einzuführen und zu verwerten. Innovierende Unternehmen erarbeiten sich so Wettbewerbsvorteile und tragen zur Verbesserung der Wirtschaftskraft insgesamt bei. Dabei erwirtschaften sie diejenigen Erträge, deren Besteuerung den Staat wiederum in die Lage versetzt, seinerseits für optimale Rahmenbedingungen bei der Wissensgenerierung und -ver­marktung zu sorgen.
Über die Hälfte der FuE betreibenden Unternehmen in Sachsen führt regelmäßig Technologietransfer durch, größere Unternehmen häufiger als kleinere.

Wo steht Sachsen im Bereich der Technologiepolitik und Technologieförderung im Vergleich zu anderen Bundesländern und europäischen Wirtschaftsregionen?

Sachsen erreichte im Jahr 2011 eine FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen am Bruttoinlands­produkt) von 2,92 % und damit den gesamtdeutschen Wert (2,91 %). Wir kommen dem europäischen Ziel immer näher, die FuE-Intensität bis 2020 auf 3 % zu erhöhen. Eine offizielle Erhebung der Länderzahlen erfolgt leider nur alle zwei Jahre (erste Ergebnisse für 2013 voraussichtlich 2015). Innerhalb Deutschlands haben Baden-Württem­berg (5,14 %), Berlin (3,59 %), Bayern (3,23 %) und Hessen (3,11 %) das 3 %-Ziel erreicht. Im europäischen Regionenvergleich belegt Sach­sen Rang 14.
Die Technologieförderung hat mit hoher Wahrscheinlichkeit zum guten Abschneiden des Freistaats in nationalen und internationalen Rankings beigetragen. Im Zeitraum 2007 bis 2013 hat Sachsen für über 2.600 Technologieförderprojekte rd. 620 Mio. € (Stand: 31.07.2014) bewilligt. Hinzu kommen die Förderungen des Bundes und der EU. Beim Bund schneiden wir sehr gut ab. Bei der europäischen Forschungsförderung liegt Sachsen respektabel im Mittelfeld. Da wollen wir besser werden.
FuE betreibende Unternehmen weisen ein signifikant höheres Wachstums- und Beschäftigungsniveau auf. Und sie generieren ein höheres Lohnsteueraufkommen. Technologieförderung lohnt sich also auch für den Fiskus.

Wie schätzen Sie allgemein den Austausch beziehungsweise die Kooperationen zwischen sächsischen Universitäten, Forschungsinstitutionen und der Wirtschaft ein? Was läuft gut und wo würden Sie sich Änderungen wünschen?

Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert in Sachsen schon recht gut. Das belegt die anhaltend hohe Zahl an FuE-Verbundprojekten.
Entwicklungspotenzial besteht überall dort, wo noch mehr Wissen seinen Weg zur wirtschaftlichen Verwertung findet oder wo dies schneller oder mit weniger Aufwand geschehen könnte.
Wünschenswert wäre, wenn Hochschulen und Forschungseinrichtungen z. B. spezielle Veranstaltungsformate zur Präsentation ihrer marktfähigen Forschungsergebnisse und interne Anreize für erfolgreiche Transferaktivitäten aufbauen könnten. Aber auch die Unternehmen müssten noch intensiver den Kontakt zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen suchen. Viele tun das jetzt unter dem Aspekt, Fach- und Führungskräftenachwuchs zu akquirieren. Das allein reicht auf die Dauer nicht aus.

Das erste futureSAX-Alumni-Frühstück fand im Mai 2014 statt. Ziel dieser neuen Veranstaltungsreihe ist es, den Austausch zwischen den sächsischen Unternehmen zu fördern. Was erwarten, erhoffen bzw. wünschen Sie sich von der Teilnahme am 2. futureSAX-Alumni-Frühstück?

Ich wünsche vor allem den teilnehmenden Unternehmen einen intensiven „horizontalen“ Austausch von Erfahrungen mit unterschiedlichen Kooperationsformen. Und diese Erfahrungen mögen Wissenschaft und Wirtschaft für den nötigen „vertikalen“ Technologietransfer zugutekommen. Dabei darf die Initiative von beiden Seiten ausgehen.

Kurzvita

Christoph Zimmer-Conrad ist Referatsleiter „Technologiepolitik, Technologieförderung“ im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK).

bis Ende 1996 Abteilungsleiter und stellv. Direktor im Arbeitsamt Bautzen, davor Einsatz bei unterschiedlichen Dienststellen der früheren Bundesanstalt für Arbeit, u. a. auch beim Aufbau von Arbeitsverwaltungen in Mittel- und Osteuropa

bis Anfang 2005 im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) Leiter des Referats "Beschäftigungspolitische Strategien", davor Aufbau und Leitung des Referats „Telematik, Multimedia,Telekommunikation und Post“

Seit 2005 Leiter des Referats "Technologiepolitik", seit 2008 auch der „Technologieförderung“ zunächst im SMWA, seit Ende 2009 in derselben Funktion im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), Beauftragter der Staatsregierung für die Enquetekommission des Sächsischen Landtags "Strategien für eine zukunftsorientierte Technologie- und Innovationspolitik im Freistaat Sachsen.

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