Innovationsmarketing hat einen hohen Stellenwert

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Innovationsmarketing hat einen hohen Stellenwert

Frau Hagedorn, Sie werden im Rahmen des futureSAX-Innovationsforums als Tischpatin Gesprächsrunden zum Thema „Innovationsmarketing weltweit“ leiten. Was ist Innovationsmarkting genau?

Innovationsmarketing – das ist die gezielte Planung und Umsetzung von Strategien zur Vermarktung von Neuerungen in Form von Produkten oder Dienstleistungen, und zwar ab der Ideenfindung und noch bevor die Neuerung fertig entwickelt wurde. Für mich beinhaltet dieser Begriff auch die Grundsatzüberlegung, welchen Anforderungen meine Innovation genügen muss, damit sie vom Kunden akzeptiert und gekauft wird. Ich habe schon häufig auf Forschungsarbeiten basierende Innovationsideen gesehen, die ohne Markt- und Kundenorientierung entwickelt wurden und deshalb auch nicht auf Kundeninteresse stießen.

Ein weiteres spannendes Thema ist die Entwicklung von Vermarktungsstrategien bei disruptiven Innovationen. Hierbei handelt es sich um neue Produkte oder Services, die noch keiner kennt und deren Eigenschaften sowie Nutzen völlig neu für Kunden sind. Es gilt hierbei mit den Vermarktungsstrategien einen Diffusionsprozess zwischen den Nutzergruppen anzustoßen, um eine möglichst hohe Marktabdeckung mit der Neuerung zu erreichen.

Welchen Stellenwert hat Innovationsmarketing in Unternehmen im Allgemeinen? Gibt es (sächsische) Unternehmen, die ein besonders erfolgreiches internationales Innovationsmarketing betreiben?

Generell unterliegen alle Unternehmen langfristig einem Veränderungsdruck, der aus sich ändernden Markt- und Wettbewerbsbedingungen resultiert. Diesen sich ändernden Bedingungen müssen sich Unternehmen anpassen, wenn sie am Markt bestehen wollen – nicht zuletzt, indem sie ihre Produkte oder Dienstleistungen den Gegebenheiten anpassen. Deshalb finde ich Innovationsmarketing grundsätzlich für alle Unternehmen sinnvoll und wichtig.

Daneben hat Innovationsmarketing aus meiner Sicht besonders für Hightech-Unternehmen eine besondere Bedeutung. Aber auch bei Unternehmen aus der IKT- und Kreativbranche würde ich Innovationsmarketing einen hohen Stellenwert zusprechen. Bei Hightech-Unternehmen ist der Wert jedoch implizit sichtbar, weil Innovationen oftmals mit langen Forschungstätigkeiten und hohen Investitionssummen einhergehen. Ohne Innovationsmarketing laufe ich daher Gefahr, jahrelang umsonst geforscht zu haben, weil mein Produkt so speziell ist, dass ich keine Kunden identifizieren kann oder weil mein Kunde das Produkt nicht versteht.

Was erwarten oder erhoffen Sie sich persönlich von den Diskussionen und Gesprächen an Ihrem World-Café-Tisch?

Ich freue mich auf die Diskussion am Tisch und erhoffe mir davon Einblicke in die Handhabung und praktische Umsetzung von Innovationsmarketing bei jungen Unternehmen. Meine Erfahrung ist zudem, dass Internationalisierung bei jungen Unternehmen am Anfang häufig eine untergeordnete Rolle spielt, und ich hoffe, zu den Gründen mehr zu erfahren.

Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Zu den Forschungsschwerpunkten des Lehrstuhles zählen u.a. die Themen „Start-ups“, „Finanzierung über Venture Capital“ und „Innovation/Open Innovation“. Wie schätzen Sie das aktuelle Gründungsgeschehen in Deutschland ein?

Ich finde, das Gründungsgeschehen hat in den letzten Jahren eine positive Entwicklung vollzogen, sehe aber weiterhin noch Steigerungspotential. Hierbei ist vor allem zu beachten, dass sich viele auch aufgrund einer guten Arbeitsmarktlage gegen eine Unternehmensgründung entscheiden. Dagegen sind die Nebenerwerbsgründungen konstant gestiegen, wie dem KfW-Gründungsmonitor von 2014 zu entnehmen ist.

Die Rahmenbedingungen für eine Gründung haben sich aus meiner Sicht konstant verbessert, es gibt Gründerstipendien, die dem Gründer in der Anfangsphase helfen, sich auf den Aufbau des Geschäftes zu konzentrieren. Daneben wird kostenlose oder bezuschusste Gründerberatung angeboten, wie zum Beispiel durch das Hochschulgründernetzwerk „SMILE“ in Leipzig oder durch das „KfW-Gründercoaching Deutschland“. Auch gab es nie so viele Wettbewerbe, Inkubatoren und Accelerator-Programme wie heute. Ob Gründung mit sozialem Fokus oder Hightech – für fast jede Idee kann man als Gründer Unterstützung finden. Jüngst ist die HHL auf diesem Gebiet mit dem „SpinLab“ auch ein Engagement eingegangen.

Heute ist es grundsätzlich auch wahrscheinlicher, dass man überhaupt mit dem Thema in Berührung kommt, dank einer Vielzahl an Initiativen und dem stetigen Zuwachs an Gründungslehrstühlen etwa. Aus meiner Sicht könnte aber bereits in der Schule mehr für eine unternehmerische Ausbildung getan werden, wie es zum Beispiel in Schweden der Fall ist.

Bei den Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer gab es z.B. mit Crowdinvesting in der Vergangenheit auch Weiterentwicklungen. Hier muss aus meiner Sicht aber noch mehr getan werden, denn gerade bei forschungsintensiven Innovationen stehen viele vor einer Finanzierungslücke.

Insgesamt meine ich, in Deutschland findet ein Gründer heute schon sehr gute Voraussetzungen, um ein Unternehmen zu gründen.

Ist die Finanzierung einer Gründungsidee heute durch Venture Capital im Vergleich zu vor zehn Jahren einfacher oder schwerer geworden?

Meinem Gefühl nach ist es insofern einfacher geworden, als dass man sich über die Möglichkeit der Venture-Capital-Finanzierungen leichter informieren und den für die Gründung passenden Kontakt finden kann. Hierzu tragen nicht zuletzt spezielle Netzwerkveranstaltungen, wie der HHL Investors‘ Day, bei.

Was die Finanzierung von Unternehmensgründungen mittels Venture Capital betrifft, so finde ich, dass sich in den letzten Jahren durch das Engagement staatlicher oder halbstaatlicher Fonds die Finanzierungsmöglichkeiten verbreitert haben. Allerdings bleibt die Finanzierung mittels Wagniskapital naturgemäß für Gründer sehr schwierig.

Vor welchen aktuellen Herausforderungen stehen Ihrer Meinung nach sächsische klein- und mittelständische Unternehmen, wenn sie ihre Innovation am Weltmarkt etablieren möchten?

Aus meiner Sicht sind die zunehmende Vernetzung der Weltwirtschaft und die damit einhergehenden immer schneller auftretenden dynamischen Veränderungen der Markt- und Wettbewerbsbedingungen nach wie vor aktuelle Herausforderungen. Im Prinzip erfordert dies ein immenses Wissen über die Verflechtungen der Weltwirtschaft mit den Zielmärkten, um stets auf dem Laufenden zu sein. Dafür braucht es aus meiner Sicht kompetente Partner für KMU, die sie bei der Informationsakquise und -aufbereitung unterstützen. Allerdings sehe ich andererseits die Kenntnis der Zielmärkte als eine Kernkompetenz von Unternehmen an, die nicht delegiert werden sollte.

www.hhl.de

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