futureSAX-Interview mit Andreas Kannegießer

  1. futureSAX - Innovationsplattform des Freistaates Sachsen
  2. futureSAX-Interview mit Andreas Kannegießer

„Vorantreiben der Digitalisierung im Unternehmen im Einklang mit der Handarbeit"

futureSAX-Interview mit Andreas Kannegießer, Geschäftsführer SAXONIA Feinsteinzeug Manufaktur OHG

Mit der Idee der fügelosen Keramik hat die SAXONIA Feinsteinzeug Manufaktur OHG nicht nur einen Nominierung im Sächsischen Staatspreis für Innovation 2017 erreicht, sondern wurde auch mit dem Sonderpreis der Sächsischen Handwerkskammern ausgezeichnet. Im Interview: Andreas Kannegießer, Gesellschafter des Neukirchener Unternehmens.

futureSAX: Meine / unsere Innovation in einem Satz:

Andreas Kannegießer: Fügelose Keramik, realisierbar durch Digitalisierung, ungesetzt mittels CAD Technik.

futureSAX: Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?

Andreas Kannegießer: Derzeit werden fast alle größeren Stückzahlen an Glühweintassen in Asien produziert. Mit unserer Entwicklung haben wir einen Weg gefunden, diese Tassen für eine Produktion in Deutschland wieder interessant zu machen. Die Entwicklung erfolgte in Basis einer sehr gut beherrschbaren Technik, welche auch automatisierbar ist und dadurch kostengünstige, individuelle Fertigung ermöglicht. Durch die digitale Umsetzung hat sich gezeigt, dass hier in Bezug auf der Erhöhung der Produktqualität und der Verringerung des Arbeitsaufwandes noch sehr viel möglich ist und werden dies auch weiter präzisieren. Auch für andere Artikel, welche jetzt aus 2 Teilen zusammengesetzt werden, ist dieses Verfahren aus Qualitäts- und Kostengründen sehr interessant.

futureSAX: Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?

Andreas Kannegießer: Der Eierbecher mit Fuß bereitete in der Herstellung einen sehr großen Aufwand, da Ober- und Unterteil einzeln gefertigt werden mussten und danach zusammengesetzt. Aufgrund dieses enormen Erfolges, haben wir für den ansehenden Auftrag der Glühweintassen, dieses bedeutend weiterentwickelt und optimiert.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Andreas Kannegießer: Leider keinen so einprägenden Rat erhalten, eher die Erkenntnis: Dass das keramische Gedächtnis, also alles was man mit der keramischen Masse bei der Formgebung tut, ist oftmals erst nach dem Brand sichtbar. Die Erkenntnis hierbei ist, dass es weder gute noch schlechte Eigenschaften gibt, sondern dieses keramische Gedächtnis so zu nutzen, was man damit erreichen möchte. Hierbei zeigt sich, dass durch die Digitalisierung dieses keramische Gedächtnis nicht nur bedeutend besser beherrschbar wird, sondern vor allem auch gezielter anwendbar wird.

futureSAX: Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im Sächsischen Staatspreis für Innovation erfahren haben!

Andreas Kannegießer: Als Keramiker steht man so tief in der keramischen Tätigkeit und hat eigentlich gar nicht so richtig realisiert, was es für ein Erfolg ist, unter die ersten 10 zu kommen. Dies ist erst im Nachhinein bewusst geworden.

futureSAX: Das Meeting Ihres Lebens. Mit wem würden Sie gerne mal an einem Tisch sitzen und was würden Sie besprechen?

Andreas Kannegießer: Von der keramischen Seite her, wenn es noch möglich wäre, mit Johann Friedrich Böttger, aber auch die Fahrzeuginnovation von Tesla ist sehr beeindruckend.

futureSAX: Sie beschreiben das Produkt als „Biogeschirr“. Wie ist das zu verstehen? Sind Ihre Produkte kompostierbar?

Andreas Kannegießer: Sofern man einen Gebrauchsgegenstand als Bio bezeichnen kann. Im Geschirrbereich wird die Cadmium- und Bleilässigkeit gemessen. Hierfür gibt es Grenzwerte um Schädigungen im menschlichen Körper zu verhindern. Wir haben diese Grenzwerte so drastisch unterschritten, sodass bei den in Auftrag gegebenen Untersuchungen, aus rechtlichen Gründen, nur noch die Messgeräte bedingten kleinsten Größen als maximale Obergrenzen angegeben werden mussten. Also bei Blei sind maximal 4,0 mg/l zulässig. Als Prüfwert wurde festgelegt, kleiner als 0,01mg/l. Beim Cadmium ist der zulässige Höchstwert 0,3mg/l. Auch hier wurde als Prüfwert der kleinste mögliche Wert des Messverfahrens festgelegt, kleiner als 0,002mg/l. In der Produktion in diesem Verfahren benötigen wir für die Herstellung dieser Tasse Arbeitsformen. Aus ca. 15 kg porösem Kunststoff können wir 40.000 Stück Tassen fertigen. Im herkömmlichen Verfahren wären dies ca. 2,8 Tonnen Gips gewesen - also auch hier Nachhaltigkeit.

futureSAX: Wie geht es weiter? Wie sieht ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?

Andreas Kannegießer: Weitere Präzisierung dieser Entwicklung und der Marktbearbeitung dieser Produkte. Das Vorantreiben der Digitalisierung im Unternehmen im Einklang mit der Handarbeit wird sicher maßgebend auf die Entwicklung im Handwerksunternehmen Einfluss haben. Diese Digitalisierung wird bewusst zur Festigung des handwerklichen Unternehmens beitragen und eine Expansion mit ermöglichen.

Weitere Informationen zur SAXONIA Feinsteinzeug Manufaktur OHG finden Sie hier.

Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Neuigkeiten aus den Netzwerken, kommende Veranstaltungen und aktuelle News aus dem sächsischen Innovationsland. Das und vieles mehr in unserem monatlich erscheinenden Newsletter!