futureSAX-Interview Dr. Gunther Wobser mango ventures

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„Idealerweise ergänzen sich die verschiedenen Kapitalquellen, auch bereits in sehr frühen Phasen.“

futureSAX Investoren-Interview mit Dr. Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter, LAUDA DR. R. WOBSER GMBH & CO. KG und GP/GF bei mango.ventures, LP und mango.ventures GmbH & Co.

Bei seinem Aufenthalt im Silicon Valley schärfte Dr. Gunther Wobser den Blick für mehrerei Perspektiven. Als Geschäftsführender Gesellschafter eines Familienunternehmens, für innovative Start-ups, mit denen er kooperieren kann und als Business Angel, wenn er Start-ups dabei unterstützt, an den Markt zu kommen. Über diese Eindrücke sprach er im futureSAX-Investoren-Interview.

futureSAX: Lieber Hr. Dr. Wobser, bitte beschreiben Sie wie es dazu kam, dass Sie als erfahrener Unternehmer der nächsten Generation über Beteiligungen als Business Angel wieder etwas zurückgeben möchten?

Dr. Wobser: Ehrlich gesagt verfolge ich gar keinen philanthropischen Ansatz. Das Interesse an Start-ups begann mit meiner Begeisterung für Innovation und dem Wunsch, mein Unternehmen in die nächste Generation zu führen. Während meines Aufenthalts im Silicon Valley in den Jahren 2017/2018 wurde mir klar, dass Start-ups nicht nur innovativ sind, sondern für mein Unternehmen einen wichtigen Zugang zu Technologie und vor allem innovativen Geschäftsmodellen bieten. So fahre ich seitdem zweigleisig: Für mein eigenes Unternehmen suche ich nach jungen Unternehmen, die uns voranbringen. Privat investiere ich mit meinen beiden Unternehmen mango.ventures in den USA und Deutschland in wachstumsstarke Start-ups. Ich möchte zudem lernen, wie intelligente Software mit der mir gut bekannten Hardware kombiniert werden kann. Inzwischen bin ich auch mutiger und investiere in reine Software-Startups. Außerdem arbeite ich mit vier Investmentfonds für spätere Finanzierungsphasen und reine Software-Start-ups zusammen, davon drei in Deutschland und eines im Silicon Valley. Darunter ist auch Smart Infrastructure Ventures mit Sitz in Leipzig.

futureSAX: Sie haben vor einigen Jahren einen – wie Sie es in ihrem Buch „Neu erfinden: Was der Mittelstand vom Silicon Valley lernen kann“ beschreiben - „harten Schnitt“ gemacht und sind mit Ihrer Familie ins Silicon Valley gezogen. Wie hat diese Erfahrung Ihren Werdegang als Business Angel beeinflusst?

Dr. Wobser: Ich habe meine Aktivitäten erst während meines Aufenthalts begonnen, bin also noch gar nicht so lange dabei. Meine Mitgliedschaft bei der Band of Angels, der ältesten und renommiertesten Vereinigung von Business Angels im Silicon Valley, hat mir nicht nur Zugang zu spannenden Start-ups beschert, ich habe von den Investmentprofis dort eine Menge lernen dürfen.

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futureSAX: Oft sind die Business Angel Runden die erste Finanzierung externer Kapitalgeber von ambitionierten Zukunftsvisionen. Welche Rolle spielen Business Angels in einem gut funktionierenden Start-up-Ökosystem?

Dr. Wobser: Im Gegensatz zu staatlichen Institutionen oder professionell gemanagten Fonds investieren Business Angels ihr selbst verdientes Geld. Dadurch  haben sie  ein hohes persönliches Interesse am Erfolg der Start-ups und stellen oftmals ihre Expertise und ihr Netzwerk zu Verfügung. Idealerweise ergänzen sich die verschiedenen Kapitalquellen, auch bereits in sehr frühen Phasen. Oft waren Firmenfonds, sogenannte Corporate Venture Capital Fonds, und in Deutschland staatliche Institutionen beteiligt.

futureSAX: Sie werden am 4. März 2021 die Keynote beim futureSAX-Gründerforum II zum Thema “investorenfähiges Finanzierungskonzept” halten.  Ein gut vernetzter Business Angel bekommt die aussichtsreichsten Deals über sein vertrautes Netzwerk. Doch welche grundsätzlichen Voraussetzungen muss ein Start-up/Unternehmen erfüllen, damit Sie investieren?
 
Dr. Wobser:
Ich freue mich sehr auf die Keynote, kann ich doch sowohl aus der Perspektive eines Angel Investors als auch aus Unternehmersicht etwas beitragen. Für mich persönlich ist neben dem Gründungsteam das erfolgreiche Geschäftsmodell entscheidend. Dabei schaue ich nicht so sehr auf eine superschnelle Skalierung, sondern lasse mich auch von besonders interessanten Geschäftsmodellen und Technologien begeistern. Meine persönlichen Renditeerwartungen sind deshalb niedriger als bei professionell gemanagten Fonds. Dennoch sind sie da, und bisher bin ich bei meinen Investments ganz gut gefahren. Darüber hinaus möchte ich persönlich von den Start-ups lernen, denn Geschwindigkeit, Dynamik und die Begeisterung für das Unternehmertum steckt an, und ist auch gut für die wirtschaftliche Entwicklung, die mir gerade in Deutschland sehr am Herzen liegt.

Start-ups brauchen Sichtbarkeit. Wettbewerbe bieten nicht nur eine wichtige Standortbestimmung, sie agieren auch als Qualitätsindikator gegenüber potenziellen Kunden und Finanzieren.

Dr. Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter, LAUDA DR. R. WOBSER GMBH & CO. KG und GP/GF bei mango.ventures, LP und mango.ventures GmbH & Co.

futureSAX: Ihre Kernhypothese für Investments ist die Kombination von Hardware und intelligenter Software. Wieso sehen Sie gerade hier die spannendsten Modelle für die Zukunft?

Dr. Wobser: In dieser einfachen Investmentthese steckt für mich die Zukunftsformel für Deutschland. Kurz gesagt: Wir sind stark in Hardware und schwach bei Software. Viel lernen müssen wir auch bei Geschäftsmodellen, vor allem, wenn sie international schnell skalierten sollen. Diese These trifft auch auf mich selbst zu. Deshalb sehe ich die Lernkurve bei beiden, bei den Start-ups und bei mir selbst. Gemeinsam können die Stärken zusammengebracht werden, denn es geht nicht nur um Kapital, sondern auch um die Zusammenarbeit von dynamischer Frische mit unternehmerischer Erfahrung.

futureSAX: Neben ihren Investments als Business Angel beteiligen Sie sich auch über ihr Familienunternehmen LAUDA DR. R. WOBSER GMBH & CO. KG, welches Sie als geschäftsführender Gesellschafter leiten, immer wieder an jungen, innovativen Unternehmen wie z. B. der Watttron GmbH aus Freital (Gewinner des Sächsischen Gründerpreises 2017). Welche Mehrwerte bringt ein mittelständisches Unternehmen als Investor einem Start-up?

Dr. Wobser: Gerade wenn es Synergien zwischen den Produkten gibt, kann ein Unternehmen neben dem Geld Netzwerke anbieten  Das kann so weit gehen, dass die Produkte des Start-ups in das Produktprogramm des etablierten Unternehmens aufgenommen werden. Zusätzlich besteht eine Verbindung über die persönliche Ebene: Bei Familienunternehmen ist es die Familie, bei den Start-ups die Co-Founder, die teilweise mehr Zeit miteinander verbringen als mit ihrer Familie. So unterschiedlich sind Start-ups und Mittelständler also gar nicht. Wenn die Chemie stimmt, kann jeder durch einen vertrauensvollen Austausch sein eigenes Geschäft erfolgreicher gestalten – Synergien, nützlich für beide Seiten.

futureSAX: Wo wir gerade bei Familienunternehmen sind: Inwiefern unterscheiden sich aus ihrer Sicht die Finanzierungen in der Frühphase zur Unternehmensfinanzierung im Mittelstand?

Dr. Wobser: Am Anfang spielt bei beiden oftmals privates Geld eine Rolle. So hat mein Großvater bei der Unternehmensgründung vor genau 65 Jahren Geld von Freunden geliehen, als er vollkommen mittellos aus der DDR geflüchtet ist. Dann werden bei Unternehmen die Banken und klassische Kredite wichtig, die bei Start-ups eher selten verbreitet sind. Vielleicht gibt es bei den Banken ein gewisses Umdenken, grundsätzlich sind denen Start-ups aber zu risikoreich und eher noch unbekannte, risikoträchtige Wesen. Deshalb entwickelt sich für Start-ups eine eigene Finanzierungsszene, die gerade in den frühen Phasen durch staatliche Angebote massiv unterstützt werden.


futureSAX: Warum sind Wettbewerbsteilnahmen wie z.B. Sächsischen Gründerpreis Ihrer Meinung nach empfehlenswert?

Dr. Wobser: Start-ups brauchen Sichtbarkeit. Wettbewerbe bieten nicht nur eine wichtige Standortbestimmung, sie agieren auch als Qualitätsindikator gegenüber potenziellen Kunden und Finanzieren. Außerdem sorgen die begleitenden Kommunikationsmaßnahmen für eine Bekanntheit, die junge Unternehmen dringend brauchen. Persönlich liegt mir wegen der Herkunft meiner Familie aus dem Großraum Dresden Sachsen sehr am Herzen. Deshalb bin ich gerne dabei und drücke allen Teilnehmern fest die Daumen.

futureSAX: Vielen Dank für das Interview.

Kurzprofil LAUDA:

Investitionsfelder: Zukunftstechnologien insbesondere Temperierung

Einstiegsphase: Seed und Serie A

Initiale Ticketgröße: 100.000 bis 1 Mio. Euro

Kurzprofil mango.ventures:

Investitionsfelder: Intelligente Kombination von Hard- und Software

Einstiegsphase: Seed

Initiale Ticketgröße:  100.000 Euro

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