futureSAX-Alumni-Interview Frank Böhme scanacs

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„Eine tolle Plattform, um die Innovation einem Expertencheck zu unterziehen.“

futureSAX-Alumni-Interview mit Frank Böhme, Geschäftsführer scanacs GmbH

 

Die Reise eines Rezeptes von der Austellung in einer Arztpraxis bis zur Prüfung bei der Krankenkasse ist sehr lang und dauert bis zu 12 Monate - bisher. Die Plattform von scanacs hat diesen Prozess digitalisiert und ermöglicht dies nun in Echtzeit. Durch ein Ticketsystem können Apotheken und Krankenkassen außerdem miteinander kommunizieren. Dafür wurde das Dresdner Unternehmen für den Sächsischen Innovationspreis 2021 nominiert. Die Jury betonte besonders den innovativen Beitrag zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich und lobte das große Einsparpotenzial für Apotheken, Krankenkassen und Versicherte.

futureSAX: Bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz:

Frank Böhme: Ziel von scanacs ist es, eine einfache wie effiziente Kommunikation zwischen Apotheke und Krankenkasse zu ermöglichen und gleichzeitig einen neuen Standard in der Rezeptprüfung und -abrechnung gemäß § 300 SGB V zu schaffen.

futureSAX: Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen? Was war der Auslöser?

Frank Böhme: Meine beruflichen Stationen haben mir stets einen guten Einblick in die Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems gegeben. Ich hatte das Glück alle Seiten kennenzulernen – von der Krankenkasse über die pharmazeutische Industrie bis hin zu einem IT-Dienstleister. Mir war klar, dass es viel Potenzial für Veränderungen gibt. Die konkrete Idee entwickelte sich dann während meiner letzten Tätigkeit vor der Gründung. Jeden Monat habe ich im Auftrag der Kassen tonnenweise Papier an die Apotheken versendet – Rechnungskürzungen, Einsprüche und Antworten auf die Einsprüche. Das hat auf beiden Seiten zu großem Aufwand und Unmut geführt. Genau da kam mir die Idee zu einer Plattform, die zur Vermeidung der sogenannten Retaxationen dient.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Frank Böhme: Das klingt jetzt komisch aber der beste Rat ist, nicht immer auf jeden Rat zu hören. Man muss seinen eigenen Weg gehen, selbst Fehler machen und aus diesen lernen.

futureSAX: Warum wird sich Ihre Innovation auf dem Markt durchsetzen?

Frank Böhme: Die Automatisierung von Prozessen im Gesundheitswesen wird mehr und mehr zunehmen. Mit der Einführung des E-Rezepts zum 01.07.2021 wird die Übermittlung der Rezepte völlig verändert. Etablierte Anbieter setzen auf bestehende Konzepte, die aber nicht mehr zeitgemäß sind und von den Apotheken und der Politik hinterfragt werden. Die Nachfrage nach neuen, unabhängigen Lösungen ist hoch und die Apotheken suchen neue Wege, um auf dem zukünftigen Markt zu bestehen.

Es ist wichtig, sich von Beginn an mit den richtigen Personen zu vernetzen und die Kontaktpflege als wichtiges Element der Entwicklung zu sehen.

Frank Böhme, Geschäftsführer scanacs GmbH

futureSAX: Warum sollten innovative sächsische Unternehmen an Wettbewerben wie dem Sächsischen Innovationspreis teilnehmen?

Frank Böhme: Zum einen ist das natürliche eine tolle Plattform, um die Innovation einem Expertencheck zu unterziehen und einem breiten Publikum zu präsentieren. Zum anderen aber auch ein Imagegewinn und die beste Gelegenheit für branchenübergreifenden Austausch und Zusammenarbeit. Zusätzlich motiviert es jeden im Unternehmen sich noch stärker zu engagieren.

futureSAX: Welche wichtigen Empfehlungen würden Sie anderen innovativen Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg geben?

Frank Böhme: Es ist wichtig, sich von Beginn an mit den richtigen Personen zu vernetzen und die Kontaktpflege als wichtiges Element der Entwicklung zu sehen. Ebenso ist die Auswahl der Teammitglieder entscheidend. Hier sollten die Unternehmer besonders auf die Chemie und die Agilität der Personen achten, die sie einstellen. Denn wenn sich das Geschäftsmodell ändert, muss das Unternehmen in der Lage sein schnell darauf zu reagieren. Und das geht nur mit Charakteren, die Krisen meistern und anpassungsfähig sind.

futureSAX: Wie sehen Ihre nächsten Meilensteine aus?

Frank Böhme: Gerade sind wir an unseren neuen Firmensitz direkt an der Elbe gezogen. Der Innovationsstandort „Alte Fettschmelze“ im Ostragehege bietet uns hervorragende Möglichkeiten für Wachstum und Entwicklung. Und auch die Termine für die nächsten Meilensteine sind schon klar gesetzt: der 01. Juli dieses Jahres und der 1. Januar 2022. dann werden sich die Möglichkeiten für unsere Portallösung vervielfachen. Dann nämlich wird das E-Rezept zunächst testweise und ab 2022 verpflichtend für alle Ärzte und Apotheken eingeführt. Das Papier fällt als Grundlage weg und wird durch einen Datensatz ersetzt, mit dem die Kommunikation vereinfacht wird. In ein paar Jahren wird man vielleicht gar nicht mehr wissen, woher das Wort „scannen“ kommt – scanacs ist dann aber hoffentlich immer noch ein Begriff.

Life Science / Medizin / Gesundheit

scanacs GmbH | Dresden

scanacs-Plattform - Direktabrechnung für Apotheken

Aktuell werden jährlich in den mehr als 18.000 Apotheken rund 500 Millionen Rezepte durch Patienten eingereicht. Die endgültige Beantwortung der Frage, ob das verordnete Arzneimittel erstattet wird, dauert aufgrund sehr komplexer Prozesse bis zu zwölf Monate. scanacs hat eine Lösung entwickelt, mit der ärztliche Verordnungen in Echtzeit bei der Arzneimittelabgabe auf ihre Erstattungsfähigkeit hin geprüft und anschließend direkt von der Apotheke abgerechnet werden können. Durch ein Ticketsystem besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass die Mitarbeiter in Apotheken und Krankenkassen miteinander kommunizieren. Damit werden Patienten bei genehmigungspflichtigen Leistungen unnötige Wege erspart.

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