futureSAX-Alumni-Interview mit Frank Grossmann

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„Ohne eigenes Handeln wird sich nichts verändern."

futureSAX-Alumni-Interview mit Frank Grossmann, Gründer ATEip GmbH

Mit der „elektronischen Fotografie“ hat die ATEip GmbH im futureSAX-Ideenwettbewerb eine Nominierung erreicht und war damit unter den zehn besten Ideen des Jahres. Im Interview erzählt Frank Großmann vom Wettbewerb, seiner Idee und gibt einen Ausblick.

futureSAX: Herr Großmann, bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz:

Frank Großmann: Die ATEip GmbH liefert mit der ‚Elektronischen Fotografie‘ eine revolutionäre Technologie für den Test elektronischer Baugruppen und Bauelemente.

futureSAX: Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?

Frank Großmann: Die Methode basiert auf der Analyse von großen komplexen Netzwerken. Durch die hohe Integration bei modernen Halbleiter Bauelementen haben wir die komplette Instrumentierung, die früher aus Kostengründen nur einmal pro Testsystem vorhanden war, heute pro Testkanal verfügbar.
Gegenwärtig werden Baugruppen in sequentieller Reihenfolge geprüft. Wir prüfen parallel, also an allen Testpunkten gleichzeitig.

Die bisherige Testzeit im In-Circuit Baugruppentest wird mindestens um Faktor 10 reduziert. Durch das gleichzeitige Stimulieren und Messen an allen Testpunkten zeitgleich wird die Baugruppe als funktionelle Einheit abgebildet.
Die Analyse von Einzelkomponenten einer Baugruppe, bleibt wie bisher, erhalten.

Durch die hohe Integration entfällt die bisher bei allen Testsystemen eingesetzte verschleißbehaftete Relaismatrix. Durch den Wegfall wird die Messqualität und Zuverlässigkeit bedeutend verbessert. Die Testzeit wird mindestens um Faktor 10 reduziert, außerdem ergeben sich komplett neue Messmöglichkeiten für den Funktionstest.

futureSAX: Wir sind immer sehr an den Menschen interessiert: Wer sind die Köpfe hinter dem Projekt?

Frank Großmann:

Dr. Ing. Ulrich Pohl (Informationstechnik)
Promotion an der TU Dresden über Simulation großer elektrischer Netzwerke, danach zwei Jahrzehnte in unterschiedlichen Position der Softwareentwicklung für automatische Testsysteme tätig.

Dipl. Ing. Frank Grossmann (Nachrichtentechnik)
Seit 1980 mit der Hardwareentwicklung von Halbleiter- Testsystemen, später mit kompletten Testprojekten und in verschiedensten Positionen im Verkauf und Marketing tätig. Er war bei ZMD, SPEA, Advantest und anderen beschäftigt.

futureSAX: Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?

Frank Großmann: In den letzten Jahren haben wir viele Projekte für bzw. bei großen und kleinen Kunden, die elektronische Baugruppen und Komponenten fertigen, realisiert. Der Test einer elektronischen Baugruppe nach der Bestückung der einzelnen Bauteile ist heute im Zeichen von Industrie 4.0 selbst für Consumer Produkte unvermeidbar. Für Fertiger hoher Stückzahlen ist die Testzeit der Baugruppe ein sehr wichtiger Kostenfaktor. Man ist bestrebt diese so kurz wie möglich zu gestalten. Die verfügbaren Testsysteme sind technologisch nach 40 Jahren ohne Veränderung technologisch veraltet. Durch eine parallele Testmethode wird diese extrem verkürzt, es wird nicht mehr sequentiell über eine sehr aufwendige Relaismatrix gemessen, sondern direkt.
Durch die große Erfahrung auf dem Gebiet der Netzwerkanalyse hat Dr. Pohl dieses Verfahren (‚elektronische Fotografie‘= Schnappschuß der Knotenimpedanz) entwickelt. Damit erreichen wir mindestens 1/10 der gegenwärtigen Testzeiten.

Auch für den Funktionstest sollte das Gerät außerdem die Möglichkeit im Betrieb der Baugruppe jeden Schaltungsknoten in Echtzeit abzutasten und zu speichern. Das bietet für komplexe Baugruppen ganz neue Möglichkeiten.
Ein weiterer Treiber für technologisch Neues war der Fakt, dass ATEip bisher Projekte mit OEM Lieferanten realisierte. Diese wollten wir durch eine eigene Lösung ablösen. Um im ATE Markt richtig einsteigen zu können geht nichts ohne Innovation.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Frank Großmann: Actio = reactio; Ohne eigenes Handeln wird sich nichts verändern. Mit positiven Weltblick, sich nicht von Bedenkenträgern beeinflussen lassen, zielgerichtet auf ein Ziel zu steuern.

futureSAX: Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im futureSAX-Ideenwettbewerb erfahren haben!

Frank Großmann: Wir sind Mitglied im Silicon Saxony Verein. In einem Newsletter habe ich von futureSAX erfahren und habe gleich unsere Unterlagen eingereicht. Die Nominierung war eine große Überraschung. Wir wissen, dass die ‚Elektronische Fotografie‘ den ATE Markt verändern wird. Es wird eine technologische Revolution folgen.

futureSAX: Wie wollen Sie mögliche Kunden, die bestehende Systeme bereits installiert haben, von Ihrer Neuerung überzeugen?

Frank Großmann: Wir werden zwei System zeigen, System 1 mit traditioneller Architektur (Relaismatrix und sequentieller Testablauf) System 2 mit ‚Elektronischer Fotografie‘. Es wird ein Adapter der kompatible vom Anschluss an beide Systeme passt. Am System 1 läuft der Test wie Ihn jeder kennt ca. 40 Sekunden. Danach wird der Adapter an System 2 angeschlossen und der Test gestartet, der nach max. 4 Sekunden beendet ist.
Danach werden die Messergebnisse verglichen. Sie sind mindestens gleich!
Das System liegt im gleichen Preisbereich wie die gegenwärtigen Systeme. Bei einer Neuanschaffung werden wir die erste Wahl sein.

futureSAX: Wie geht es weiter? Wie sieht ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?

Frank Großmann: Wir planen unsere Firma in Dresden und Umgebung anzusiedeln. Am Anfang werden wir die Geräte zusammenbauen, in Betrieb nehmen und kalibrieren.

Die Fertigung der Komponenten (Stimuli- und Messelektronik) wird bei Dienstleistern realisiert. Zusätzlich bieten wir Testprogramm- und Adaptierung für unsere Systeme an. Wir werden die Technologie bei den großen Dienstleistern vorstellen. Bei Ihnen ist der Druck für kürzere Testzeiten am größten.

Eine Kooperation mit Testanbietern anderer Testelektronik (Boundary Scan) ist realisiert. Der weltweite Vertrieb läuft über ein gut eingeführtes Produkt unseres Partners. So wird die neue Technologie schnell bekannt.

In 5 Jahren werden wir pro Jahr mindestens 100 Geräte liefern. Der globale Markt wird inzwischen adressiert. Technologisch haben wir in Richtung digitaler Test, höhere Frequenzen und Spannungen erweitert. Der In-Circuit und Funktionstest werden unter Verwendung der Entwicklungsdaten (CAD und Pflichtenheft) automatisch generiert. Der Umsatz wird sich im Bereich von 5 -10 Mio bewegen. Mitarbeiterzahl wird bei 10 -20 liegen.

Weitere Informationen zur ATEip GmbH finden Sie hier.

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