futureSAX-Alumni-Interview mit Jens Voigt

  1. futureSAX - Innovationsplattform des Freistaates Sachsen
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„In einer modernen und innovativen Arbeitswelt sollte so etwas Standard sein.“

futureSAX-Interview mit Jens Voigt, RF Engineering Manager Amdocs Ltd.

Mit diesen drei Vorteilen verknüpft Dr. Jens Voigt, RF Engineering Manager bei Amdocs Ltd. das futureSAX-Alumni-Netzwerk. Als Preisträger des futureSAX-Ideenwettbewerb (jetzt Sächsischer Gründerpreis) im Jahr 2000 kann er aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen. Im futureSAX-Interview spricht er über die Faktoren, die bei seiner Gründung ausschlaggebend waren und sein Erfolgsrezept, um auch nach 20 Jahren noch erfolgreich am Markt zu sein.

futureSAX: Dr. Voigt, nach mehr als 20 Jahren als Teilnehmer und Preisträger beim damaligen Ideenwettbewerb (heute: Gründerpreis) sind Sie immer noch eng mit futureSAX verbunden. Was treibt Sie dazu an?

Jens Voigt: futureSAX ist ja heute wesentlich breiter und professioneller aufgestellt als noch im Jahre 2000, als es noch ein reiner IT-Wettbewerb und irgendwie ja selbst ein Start-Up war. Für mich als Alumni lassen sich hier prima neue Kontakte knüpfen, neue Denkansätze aufspüren und vielleicht ja auch die eine oder andere eigene Erfahrung nutzbringend weitergeben. In den letzten achtzehn so besonderen Monaten war es für mich durchaus beeindruckend zu erleben, wie sich futureSAX professionell auf eine voll digitale Arbeitsweise und Kommunikation umgestellt hat.

futureSAX: 2000 gründeten Sie mit drei weiteren Doktoranden die Radioplan GmbH. Wenige Jahre später erfolgte bereits der erfolgreiche Verkauf an eine britische Gesellschaft und weitere Jahre danach eine israelische Gruppe. Was ist gerade für ausländische Firmen und Investoren am sächsischen Innovationsökosystem so besonders, dass diese hier fündig werden? Wie erleben Sie es?

Jens Voigt: Unsere beiden Übernahmen sind ja schon eine Weile her. Ab Ende 2003 konnten wir uns mit unseren damals etwa 25 Mitarbeitern und unserem innovativen Produkt auf dem Weltmarkt durchaus behaupten und wurden von einem Geschäftspartner übernommen. Bei der zweiten Übernahme in 2013 spielte eher das internationale Gesamtportfolio zusammen mit unserer britischen Muttergesellschaft eine Rolle. Interessanter ist aus Sicht des sächsischen Gründungsnetzwerks sicher, weshalb unser Standort nach wie vor für Erwerbende wichtig ist und welche Standortvorteile hier gesehen werden. Hier sehe ich mehrere Gründe: Erstens die Technische Universität Dresden, wir waren ja eine Ausgründung von dort. Ohne die dort genossene Ausbildung, ohne diese Ideenschmiede, ohne den Spirit und die Netzwerke der Professoren gäbe es uns und wohl auch manch anderes Start-up gar nicht. Unsere Wurzel, der Vodafone-Stiftungslehrstuhl für Mobile Nachrichtensystem unter der Leitung von Herrn Prof. Gerhard Fettweis hat ja mittlerweile zwei gute Hände voll Start-Ups hervorgebracht und zum Teil auch an internationale Investoren veräußert. Zweitens sind in jedem Fall lokale Netzwerke, zu denen ich auch futureSAX zähle, und Stammtische, wie der von mir geleitete Dresdner Stammtisch zum Thema Mobilfunk, zu nennen. Neben einem fachlichen und unternehmerischen Erfahrungsaustausch konnte dabei auch schon das eine oder andere Personalproblem gegenseitig gelöst werden. Drittens sehe ich Dresden als Veranstalter internationaler Fachkonferenzen und Messen als wichtig an. Diese bringen neben den eigentlichen Zielen Aufmerksamkeit für den Standort und Arbeitstreffen mit Entscheidungsträgern auf Konzernebene als nicht zu unterschätzende Nebeneffekte.

futureSAX: Der Erfolg vieler Unternehmen hängt heute mehr denn je von ihrer Innovationskraft ab. Mit welchen Innovationen kann die Amdocs, in der immer noch die Radioplan GmbH steckt, aufwarten?

Jens Voigt: Im Grunde machen wir ja noch das Gleiche wie im Jahre 2000: Analyse und Optimierung von Mobilfunknetzen. Also, alles gut. Nein, dahinter steckt natürlich harte Arbeit und jede Menge Neues: Mehrere Generationswechsel im Mobilfunk; Technologiewechsel in der Software und der Art und Weise, wie man Software programmiert, installiert, wartet; Paradigmenwechsel in der Schulung und dem Service unserer Kunden. Geholfen haben uns dabei so manches Forschungsprojekt auch mit sächsischen Projektpartnern und -förderern, aber auch die Erfahrungen unserer israelischen und indischen Kollegen unseres Mutterkonzern Amdocs mit seinem 25000 Mitarbeitern. Unser Dresdeer Standort ist – nicht ganz ohne Stolz – im Konzern das Kompetenzzentrum für Mobilfunk Know-How.

futureSAX: Beschreiben Sie uns bitte, warum Innovationen für Unternehmen so wichtig sind.

Jens Voigt: Nun ja, Erfolg kommt bekanntlich nicht von selbst. Stetigkeit ist nach meiner Erfahrung vor allem an allen Stellen wichtig, wenn es darum geht, gewonnene Erfahrungen stetig in Entscheidungen einfließen zu lassen. Ansonsten sind halt eher Agilität, Offenheit und Neugier gefragt, um Trends zu erkennen und in diesem Sinne innovativ zu bleiben. Es hängt sicher immer von der Natur des Produkts ab, aber in unserem Fall sind wir einem weltweit konkurrierenden Markt ausgesetzt. Da spürt man ganz schnell, wenn man mal irgendwas verschlafen hat. Die in der deutschen Mentalität ja so oft gewünschte „Sicherheit“ kann eigentlich nur aus Ideen aus unseren Köpfen kommen.

Stetigkeit ist nach meiner Erfahrung vor allem an allen Stellen wichtig, wenn es darum geht, gewonnene Erfahrungen stetig in Entscheidungen einfließen zu lassen. Ansonsten sind halt eher Agilität, Offenheit und Neugier gefragt, um Trends zu erkennen und in diesem Sinne innovativ zu bleiben.

Jens Voigt, RF Engineering Manager Amdocs Ltd.

futureSAX: Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen (Ihrer Meinung/Erfahrung nach) vorweisen, damit eine hohe Innovationskraft (hier vielleicht auf Expertise, Mut und Vision eingehen?) entstehen und gelebt werden kann?

Jens Voigt: Ein ganz entscheidender Punkt sind die gerade angesprochenen Köpfe, unsere Mitarbeiter. Wir sind ja mittlerweile seit über 20 Jahren am Markt. Ein Teil unseres Kernteams ist seit Anfang an dabei. Die schafft man nicht ohne ein ständiges Interesse an Neuem und am Selbsterfinden, ohne offene Augen und Ohren, ohne lebenslanges Lernen auf Seiten der Mitarbeiter. Das Unternehmen selbst muss empathisch auf die sich ständig veränderten Situationen und Anforderungen der Mitarbeiter agieren, ich sehe das Schaffen von Arbeitsbedingungen, in denen die Mitarbeiter ihre innovativen Ideen ausleben können, als Kernaufgabe für die Unternehmensseite. Da haben ja gerade die vergangenen achtzehn Monate so manche Schwachstelle offengelegt, ich hoffe, nicht unbedingt bei uns. Digitalisierung, flexibles und mobiles Arbeiten, zeitliche Freiräume für Weiterbildung und zum Ausprobieren, aber auch soziale und emotionale Offenheit gegenüber den Mitarbeitern gehören dazu. In einer modernen und innovativen Arbeitswelt sollte so etwas Standard sein.

futureSAX: Herzlichen Dank für das spannende Interview! Mehr zu Amdocs Ltd. erfahren Sie hier.

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