futureSAX-Alumni-Interview mit Kay Großmann

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„Den Tiefen begegneten wir vor allem im Bereich der Finanzierung."

futureSAX-Alumni-Interview mit Kay Großmann, Gründer NanoscopiX GmbH

Dr. Kay Großmann studierte chemische Verfahrenstechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden (FH) und promovierte anschließend an der TU Dresden im Fachbereich Chemie. Sowohl die Diplomarbeit als auch die Dissertation fertigte er am HZDR an. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten am HZDR bezog sich dabei auf fluoreszenzbasierte analytische Messsysteme. So konnte er im Rahmen seiner Dissertation „Zur Lokalisation und Bindungsform des Urans in Biofilmen“ ein kombiniertes Messsystem aus laserinduzierter Fluoreszenzspektroskopie und konfokaler Laser Scanning Mikroskopie zur ortsaufgelösten, chemischen Analyse entwickeln. Neben dem Aufbau dieser neuen Methode beinhaltete die Dissertationsschrift von Herrn Dr. Großmann bereits eine Vielzahl an Untersuchungen zur Änderung von Fluoreszenzeigenschaften bei extrem niedrigen Temperaturen. Die Dissertationsarbeit wurde 2009 auf dem Wissenschaftsforum Chemie von der Fachgruppe Nuklearchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker mit dem Promotionspreis ausgezeichnet.

futureSAX: NanoscopiX entwickelt ein innovatives Verfahren, um die Restriktionen der Fluoreszenztechnik bei der Untersuchung von organischen Proben zu überwinden. Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit der Forschung in diesem Bereich? Woher kam die Idee für diesen Ansatz? 

Kay Großmann: Mit Fluoreszenzanalytik beschäftige ich mich seit Beginn meiner Doktorarbeit 2004. Im Rahmen dieser Arbeit kam auch die Idee für den von NanoscopiX bevorzugten Ansatz der Fluoreszenzanalytik bei extrem niedrigen Tempertaturen. 

futureSAX: Seit wann ist es geplant, nicht nur wissenschaftlich sondern auch wirtschaftlich von dieser Idee zu profitieren? Wie fiel Ihr Entschluss zur Gründung?    

Kay Großmann: Die Überlegung die Idee in die Wirtschaft zu übertragen entstand bereits während der Dissertation. Initialisiert durch ein stärker auf Transfer fokussiertes Konzept des HZDR wurde die Methodik der Tieftemperaturfluoreszenz in Hinblick der wirtschaftlichen Verwertbarkeit auf den Prüfstand gestellt. Auf Grundlage der dabei gewonnen neuen Ergebnisse konnten dann erste Fördermittel aus transferorientierten Fördermaßnahmen des Bundes und des Landes Sachsen eingeworben werden. Wir generierten neues Know-how, was durch die Gründung der NanoscopiX abgesichert werden sollte.

futureSAX: Sie gewannen bereits 2009 den Businessplan-Wettbewerb Medizinwirtschaft und sind nun seit vielen Jahren bei NanoscopiX dabei. Wie haben Sie die Anfangsphase erlebt? Gibt es inzwischen einen Termin für die Gründung? (Bzw.: Was sind Ihre Ziele für 2015?) Wie viele Personen arbeiten momentan an dem Projekt? 

Kay Großmann: Zunächst: Wir haben den Businessplan-Wettbewerb Medizintechnik nicht gewonnen. Aber wir waren immerhin unter den Top 5. Wie in jedem Projekt war unser bisheriger Werdegang geprägt von Höhen und Tiefen. Den Tiefen begegneten wir vor allem im Bereich der Finanzierung. Nach Einschätzung von Investoren befanden wir uns eine lange Zeit in einem Stadium welches zwar interessant, aber noch zu früh und damit zu risikobehaftet war, um privates Kapital akquirieren zu können. Auf der anderen Seite haben wir dann von den staatlichen Förderprojektträgern sehr oft die Auskunft erhalten, dass das Projekt schon zu wirtschaftsnah wäre um diese Fördermittel erfolgreich einwerben zu können. 

Einen voraussichtlichen Termin für die Gründung gibt es inzwischen. Im Rahmen der derzeitigen Förderung im Life Science Inkubator Sachsen konnte das Projekt so positiv weiterentwickelt werden, dass eine Gründung zu Beginn des Jahres 2016 geplant ist.

Das momentane Projektteam NanoscopiX besteht aus 8 Mitarbeitern, die aus verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften (u.a. Mathematik, Chemie, Biologie) kommen und auch der Maschinenbau ist vertreten.

"Wenn man bedenkt, dass es sich bei der Technik um einen neuen Ansatz handelt, der bestehende Techniken zumindest partiell ablösen kann, haben sowohl Mikroskopie als auch Spektroskopie großes Marktpotential. Interessanterweise und sicherlich dem Neuheitsgrad dieses Messprinzips geschuldet gibt es bisher nur wenige Anbieter mit ähnlichen Produkten."

Kay Großmann, Gründer NanoscopiX GmbH

futureSAX: Wie bewerten Sie den bisherigen Verlauf Ihres Projektes?    

Kay Großmann: Gemessen an der Gesamtlaufzeit der Forschungs-und Entwicklungsarbeiten beginnend am HZDR bis heute am Life Science Inkubator hätte ich mir schon einen schnelleren Verlauf gewünscht. Wie bereits erwähnt empfinde ich die Hürden bei der Akquise der notwendigen finanziellen Mittel als Bremsklotz in der NanoscopiX-Historie.

futureSAX: Die Hoffnung auf eine deutlich einfachere, schnellere und bessere Diagnosemöglichkeit für verschiedene relevante Biomarker hat sich bereits erfüllt. Ist es inzwischen möglich, ihr Verfahren während einer Biopsie einzusetzen, sodass unmittelbar auf das Ergebnis reagiert werden kann? 

Kay Großmann: Von dieser Aussage bin ich jetzt wirklich etwas überrascht - verraten Sie mir Ihre Informationsquelle? Sie sprechen eine unserer Entwicklungslinien - die Tieftemperaturspektroskopie - an, wo der Forschungsbedarf tatsächlich noch sehr hoch ist. Am „Proof of Concept“, das heißt einen Biomarker innerhalb der Körperflüssigkeit nachzuweisen, wird gerade noch intensiv gearbeitet.

Das Ziel unsere Analyse- bzw. Messmethodik in der Untersuchung von Biopsiematerial einzusetzen, verfolgen wir eher in der Mikroskopie. Hier sind derzeit verschiedene Projekte mit medizinischen Partnern in Vorbereitung, die die Anwendungsmöglichkeiten unserer mikroskopischen Tieftemperaturmesszelle vom reinen Forschungstool auf die medizinische Diagnostik ausweiten. 

futureSAX: Welche Chancen und Risiken sehen Sie in Zukunft im Bereich der Tieftemperatur-Fluoreszenzmikroskopie/-spektroskopie?    

Kay Großmann: Wenn man bedenkt, dass es sich bei der Technik um einen neuen Ansatz handelt, der bestehende Techniken zumindest partiell ablösen kann, haben sowohl Mikroskopie als auch Spektroskopie großes Marktpotential. Interessanterweise und sicherlich dem Neuheitsgrad dieses Messprinzips geschuldet gibt es bisher nur wenige Anbieter mit ähnlichen Produkten. Die möglichen Anwendungen im Bereich der Diagnostik / Pathologie etc. sind recht breit gefächert. Die Neuheit birgt jedoch auch ein Risiko: Es muss uns gelingen bei potentiellen Nutzern die Vorteile und Möglichkeiten dieser Technik klar aufzuzeigen.

Über das Projekt NanoscopiX

Nach wie vor ist die Zahl der Menschen, die an sozioökonomisch bedeutsamen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-, oder Stoffwechselerkrankungen leiden, beziehungsweise neu erkranken, besorgniserregend. Insbesondere Krebsleiden sind die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Aufgrund des medizinischen Fortschritts in der Krebsbehandlung können heute viele Patienten dauerhaft geheilt werden, dennoch überleben etwa die Hälfte der Patienten die nächsten 5 Jahre nicht. Es sind daher weitere Anstrengungen in der Diagnostik und Wirkstoffforschung zur Verbesserung von Diagnose, Therapie und dem Management dieser Volkskrankheiten gefordert. Eine wesentliche Rolle bei der Diagnostik, der frühzeitigen Erkennung, aber auch bei der Verlaufs- und Therapiekontrolle polygener Erkrankungen, wie z.B. Krebs oder Diabetes mellitus und bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems spielen Biomarker. Diese geben in der Diagnose Aufschluss über die Existenz einer Krankheit und prognostisch Hinweise zur wahrscheinlichen Entwicklung etwaiger Erkrankungen. Darüber hinaus gestatten Biomarker die Kontrolle, Optimierung und Individualisierung von Therapien sowie eine frühzeitige Diagnose mit dem Ziel, dem Patienten eine lebenslange Behandlung, schwerwiegende Folgeerkrankungen sowie dem Gesundheitssystem hohe krankheitskorrelierende Kosten zu ersparen. Trotz ihrer potentiellen medizinischen und gesundheitspolitischen Relevanz werden eine Vielzahl von Biomarkern jedoch aufgrund eingeschränkter, technischer Möglichkeiten oder ökonomischen Gesichtspunkten zur Diagnose oder Therapie nicht herangezogen. Für eine Verlaufs- und Therapiekontrolle dieser Erkrankungen spielt daneben auch eine gezielte Wirkstoffanalytik eine wichtige Rolle. Auf die Fragestellungen "Wo, Wie, Warum und Wann" ein Wirkstoff mit seinem Zielmolekül in Wechselwirkung tritt, soll die medizinische Analytik Antworten geben und „door-opener“, für den immer bedeutsameren Trend zur individualisierten und personalisierten Medizin werden. Die derzeitigen Screening-Technologien in der Wirkstoffforschung ermöglichen zwar eine schnelle Bestimmung mit hoher Empfindlichkeit, haben allerdings den enormen Nachteil, dass durch die für die Analytik notwendigen Fluoreszenzmarkierungen, ein direkter und ungewollter Eingriff in die Probenchemie stattfindet. Die Folge sind ungenaue Messergebnisse. NANOSCOPIX  entwickelt und testet dabei Verfahren und Techniken welche eine bessere Analytik dieser genannten sozioökonomisch relevanten Problemstellungen gewährleisten sollen.

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