futureSAX-Interview Mark Richter Fraun­hofer IWU

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„Erst die konti­nu­ier­liche Kommu­ni­kation zwischen Anwender- und Entwick­ler­seite ermög­licht die Schaffung und Umsetzung innova­tiver Lösungen.“

futureSAX-Interview mit Mark Richter, Abtei­lungs­leiter, Zukunfts­fabrik Fraun­hofer IWU, Chemnitz

Energie- und Ressourcen einsparen, emissionsneutrale Fabriken sowie eine Neubetrachtung der Einbindung des Menschen in die Produktion an sich – das sind die Forschungslinien der E³-Forschungsfabrik des Fraunhofer IWU. Dabei ist die Besonderheit der 2014 in Chemnitz eröffneten Fabrik, dass man hier in Industriemaßstäben forscht und Wissenschaft und Industrie eng zusammenarbeiten – auch über sächsische Grenzen hinaus. Das dient letztlich nicht allein der Erforschung der Produktion der Zukunft – durch das daraus entstandene Vertrauensverhältnis wird über die klassische Auftragsforschung hinaus zusammengearbeitet und damit nebenbei auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Chemnitz gestärkt. Mehr darüber und über weitere Projekte des Fraunhofer IWU, erzählt uns Mark Richter, Abteilungsleiter Zukunftsfabrik, Fraunhofer IWU, Chemnitz im Interview.

futureSAX: Herr Richter, das Fraunhofer IWU widmet sich seit über einem Jahrzehnt dem Leitthema „Ressourceneffiziente Produktion“. Die langjährige Erfahrung wird in der IWU E³-Forschungsfabrik demonstriert und vertieft. Welche Kompetenzen und Dienstleistungen für den Mittelstand bietet der Standort Chemnitz in diesem Rahmen an?

Tatsächlich sind wir bereits seit mehr als zehn Jahren in der Energie- und Ressour­cenef­fi­zienz-Forschung für die indus­trielle Produktion aktiv. Im Mittel­punkt stand und steht dabei die Entwicklung und Optimierung material- und energie­ef­fi­zi­enter Techno­logien und Produkte sowie produk­ti­ons­tech­ni­scher Prozess­ketten unter dem Gesichts­punkt der Energie- und Ressour­cenef­fi­zienz. In unserer »E³-Forschungs­fabrik Ressour­cenef­fi­ziente Produktion« forschen wir in den drei Kompe­tenz­be­reichen »Antriebss­trang«, »Karos­se­riebau« sowie »Daten- und Energie­ma­na­gement 2.0«. Bei Letzterem geht es um die Entwicklung und Erprobung eines ganzheit­lichen Energie- und Ressour­cen­ma­na­ge­ment­systems für die ganze Fabrik. In unserer »E³‑For­schungs­fabrik« in Chemnitz können wir am realen Objekt forschen, wie Energie­ef­fi­zienz und mittler­weile auch Energief­le­xi­bi­lität praktisch umsetzbar sind. Dabei haben wir hier außer­ge­wöhn­liche Möglich­keiten: Neben den Ansätzen zu Produk­ti­ons­tech­no­logien können wir ebenso Lösungen für die Fabrik­planung, die Produk­ti­ons­planung sowie die Steuerung der Produk­tions- und Gebäu­dein­fra­struktur praktisch unter­suchen und weiter­ent­wi­ckeln. Dieses einzig­artige Umfeld zu nutzen, um mit uns gemeinsam Lösungen für deren Zukunft zu entwi­ckeln – dazu laden wir inter­es­sierte Unter­nehmen, insbe­sondere KMU, herzlich ein.

futureSAX: Das Fraunhofer IWU ist Projektpartner im Kopernikus-Projekt SynErgie und beschäftigt sich mit der Ausrichtung von Industrieprozessen auf fluktuierende Energieerzeugung. Herr Richter, welche Ansätze gibt es in diesem Bereich für den Mittelstand und welche Beteiligungsmöglichkeiten bestehen für KMU im Rahmen des Projekts?

„Welche Techno­logien sind notwendig, um Indus­trie­pro­zesse an eine neue Energie­ver­sorgung anzupassen?“ Dieser Frage gehen wir für den Bereich der Ferti­gungs­in­dustrie im Koper­nikus-Projekt „SynErgie“ nach. Es geht darum, Poten­ziale zur Verbes­serung des Zusam­men­spiels mit der schwan­kenden Stromer­zeugung aufzu­zeigen und Lösungen zu ihrer Nutzung zu entwi­ckeln. Das bisherige Ergebnis sind neue Produk­ti­ons­kon­zepte zur energie­ef­fi­zi­enten Fertigung mit zeitlich optimierter Energie­ab­nahme über die gesamte Wertschöp­fungs­kette. »SynErgie« startet Ende 2019 in die zweite von drei Phasen, in der die vorlie­genden Konzepte in Proto­typen trans­fe­riert und erste praktische Erfah­rungen gesammelt werden sollen. Im Anschluss daran werden die neuen Lösungen in serien­reife Produkte überführt und in die Industrie ausge­rollt. Dazu streben wir eine sächsische Plattform mit lokalen Akteuren (Techno­lo­gie­lie­fe­ranten, Anwen­der­un­ter­nehmen, F&E) an, mit der wir in Sachsen und auch darüber hinaus sichtbar werden.

„Für alle Akteure hier ist sicherlich die Beibehaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre.“

futureSAX: In Sachsen und insbesondere im Raum Chemnitz existiert eine einmalige Unternehmensstruktur rund um den Maschinen- und Anlagenbau. Worin sehen Sie die zentralen Chancen und Herausforderungen für diese Branche?

Mit der hohen Dichte an Forschungs­ein­rich­tungen, der Vielzahl vorwiegend mittel­stän­disch geprägter Betriebe sowie der gezielten Techno­lo­gie­för­derung des Freistaates ist Sachsen und vor allem die Region um Chemnitz ein gutes Beispiel für die positive Entwicklung hin zu einer der führenden innova­tiven Regionen in Europa. Die meisten der hier ansäs­sigen Unter­nehmen sind in den aktuell vom Freistaat Sachsen definierten fünf Hochtech­no­lo­gie­feldern Maschinen- und Anlagenbau, Automo­bil­in­dustrie, Mikro­elek­tronik, Umwelt- und Energie­technik sowie Life Sciences aktiv und erwirt­schaften vor allem in den Branchen Maschi­nenbau, Elektro­technik/ Elektronik und Fahrzeugbau über drei Viertel des indus­tri­ellen Gesam­tum­satzes in Sachsen. Durch eine kluge Vernetzung von exzel­lentem Wissen, durch ausge­prägte technische Kompe­tenzen sowie durch das gemeinsame Engagement vieler Partner konnten in den letzten Jahren neue und deutsch­landweit beachtete Großpro­jekte auf dem Gebiet der intel­li­genten Produk­ti­ons­technik in Verbindung mit dem Einsatz neuar­tiger Materialien und Ferti­gungs­me­thoden auf den Weg gebracht werden.

Für alle Akteure hier ist sicherlich die Beibe­haltung ihrer Wettbe­werbs­fä­higkeit im globalen Maßstab die zentrale Heraus­for­derung der kommenden Jahre. Dazu ist es notwendig, das erreichte hohe techno­lo­gische Niveau durch perma­nente Innova­tionen zu halten sowie die Region durch intensive Vernetzung und Koope­ration sowie durch Ausbildung und Quali­fi­zierung des wissen­schaftlich-techni­schen Nachwuchses weiter zu stärken.

„Kommunikation ist alles“.

futureSAX: Herr Richter, welche Bedeutung hat der Wissens- und Technologietransfer für Ihre Einrichtung und darüber hinaus, um die Anschlussfähigkeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in beide Richtungen zu gewährleisten?

Transfer ist ein enorm umfas­sendes Thema und in jeder Hinsicht wichtig für beide Seiten, speziell im Hinblick auf die Mittler-Rolle der Fraun­hofer-Institute zwischen der grund­la­ge­n­ori­en­tierten Forschung, z. B. an den Univer­si­täten, und den realen Anfor­de­rungen spezi­fi­scher indus­tri­eller Anwen­dungs­fälle.

Der enge Austausch sorgt dafür, dass vorhan­denes Know-how und technische Innova­tionen des Fraun­hofer IWU in der Wirtschaft deutlich wahrge­nommen werden. Anhand des Markt­be­darfs werden gemeinsam Anfor­de­rungen formu­liert, Techno­logien adres­siert und für konkrete Anwen­dungen – unter­stützt durch Demons­tra­toren und Proto­typen – praxisnah weiter­ent­wi­ckelt.

Erst die konti­nu­ier­liche Kommu­ni­kation zwischen Anwender- und Entwick­ler­seite ermög­licht die Schaffung und Umsetzung innova­tiver Lösungen.

Diesen Austausch realisieren wir am Fraunhofer IWU durch die aktive Mitgliedschaft und Mitgestaltung zahlreicher fachlicher Netzwerke, wie z. B. im Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ. Von unserer starken Vernetzung in der Fachcommunity profitieren auch unsere Kunden.

Die ständige, erfolg­reiche Etablierung von innova­tiven Techno­logien in den Unter­nehmen erfordert geschultes Personal. Externen Partnern bieten wir dazu Weiter­bil­dungen entspre­chend unserer Kernthemen an. Die am Fraun­hofer IWU verfügbare umfang­reiche Infra­struktur wird dabei sowohl für die Umsetzung konkreter Projekte als auch als aktive Lernum­gebung für Weiter­bil­dungs­maß­nahmen genutzt.

futureSAX: Herr Richter, was war Ihr Beweggrund, Teil des Sächsischen Transfer-Netzwerkes zu werden, und wie wichtig sind branchenübergreifende Veranstaltungen wie das futureSAX-Innovationsforum und die futureSAX-Innovationsplattform für den Wissens- und Technologietransfer?

„Kommu­ni­kation ist alles“. Wenn Sie meine Kolle­ginnen und Kollegen nach meinem Lieblingssatz fragen, werden Sie diesen zu hören bekommen. Insofern stellt sich mir die Frage nach der Wichtigkeit eines branchen­über­grei­fenden Austau­sches nicht. Wie schon gesagt, wir sind in verschie­denen Netzwerken aktiv und gestalten im Rahmen unserer Möglich­keiten dabei an vielen Stellen sehr aktiv mit. In Sachsen sind wir, speziell was die grund­sätz­liche Innova­ti­ons­fä­higkeit angeht, hervor­ragend aufge­stellt. Dennoch glaube ich, dass wir noch mehr vonein­ander lernen können. Dazu tragen die Veran­stal­tungen von futureSAX wesentlich bei – genau deshalb nutzen und unter­stützen wir Ihre Aktivi­täten sehr gern.

Mehr zum Fraun­hofer IWU und der E³-Forschungs­fabrik finden Sie hier:  

https://www.iwu.fraunhofer.de/

https://www.e3-fabrik.de/

Ihr Ansprechpartner bei futureSAX

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Michael Kelber

Senior Projektmanager

Technologietransfer

Nach seinem Studium der Architektur war Michael Kelber mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Transferbereich zwischen Wissenschaft und Innovation an der Wissensarchitektur – Laboratory of Knowledge Architecture der Technischen Universität Dresden tätig. Schwerpunkt seiner Forschung und Lehre lag auf den Gebieten des Wissensmanagements und Entrepreneurships sowie der Methodenvermittlung zur Entwicklung von Geschäftsideen und der Ausschöpfung von Innovationspotentialen. Parallel dazu begleitete Herr Kelber ein vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziertes Forschungsprojekt zum Aufbau und zur Vertiefung von Innovationskapazitäten im sächsisch-polnischen Grenzraum. Durch die Teilnahme an internationalen Forschungskonferenzen und dem Akademischen Austausch mit der Waseda Universität in Tokyo sind Herrn Kelber kulturübergreifende Herangehensweisen und Verfahren zur Entwicklung von Forschungsprojekten und Geschäftsideen vertraut. In seiner Freizeit unterstützte er zuletzt in einer aktiven Rolle die Vorbereitungsphase einer Ausgründung und engagiert sich als Ordentliches Mitglied beim Filmverband Sachsen. 

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