futureSAX-Interview mit Markus Solibieda

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„Sachsen hat sich als attraktiver Gründer- & Venture Capital-Standort etabliert"

futureSAX-Interview mit Markus Solibieda, Geschäftsführer der BASF Venture Capital & Vorstandsmitglied beim Bundesverband Beteiligungskapital e.V. 

 

Die Sächsische Gründungslandschaft ist vielfältig: Das weiß auch Markus Solibieda Geschäftsführer der BASF Venture Capital & Vorstandsmitglied beim Bundesverband Beteiligungskapital e.V. Im futureSAX-Interview gibt er Einblicke in seine Arbeit, worauf es für ihn bei Investitionen ankommt und welche Entwicklungen er am VC-Markt erwartet.

futureSAX: Herr Solibieda, Sie sind zum einen Managing Partner bei der BASF Venture Capital GmbH und zum anderen Vorstandsmitglied beim Bundesverband Beteiligungskapital (BVK). Bitte stellen Sie sich und die beiden Tätigkeitsfelder kurz vor. 

Markus Solibieda: Seit 2016 bin ich Geschäftsführer der BASF Venture Capital, der Corporate Venture Capital-Tochter des BASF-Konzerns. Wir investieren seit 2001 weltweit in junge Unternehmen und Fonds mit Bezug zu den Geschäftsfeldern der BASF. Zudem bin ich seit 2020 ehrenamtlicher Vorstand des BVK und vertrete dort die CVC-Gesellschaften. Über die vergangenen Jahre haben wir über den BVK eine CVC-Gruppe aufgebaut, um den Erfahrungsaustausch zwischen der in den letzten Jahren stark gewachsenen CVC-Szene zu unterstützen und über die CVC-Branche zu informieren. 
 

futureSAX: Welche Synergien ergeben sich aus beiden Rollen?

Markus Solibieda: Corporate Venture Capital hat im Venture Capital-Markt weltweit aber auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Dies wollen wir mit dem BVK als Plattform im politischen Dialog und der öffentlichen Diskussion aufzeigen. In der Zusammenarbeit von großen Unternehmen und Start-ups liegt eine riesige Chance, die wir nicht nur zum Vorteil von unseren Muttergesellschaften und Portfoliounternehmen einsetzen können, sondern die insgesamt für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aber auch für Innovation und Transformation eine große Rolle spielen kann. Die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik auf dieses Potential hinzuweisen, ist ein zentrales Anliegen. So können wir deutlich machen, welche wirtschaftliche Bedeutung Corporate Venture Capital besitzt. Und als Plattform für den regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen CVCs können wir dazu beitragen, deutsche CVCs noch erfolgreicher zu machen.

Das Kapitalangebot für Gründer ist vielfältig wie nie, was in schwierigeren Zeiten ein Stabilitätsanker ist.

Markus Solibieda, Geschäftsführer der BASF Venture Capital & Vorstandsmitglied beim Bundesverband Beteiligungskapital e.V. 

futureSAX: In welchen Branchen und Unternehmensphasen liegt der Investmentfokus der BASF Venture Capital GmbH?

Markus Solibieda: Die BASF Venture Capital GmbH investiert in frühe Phasen der Unternehmensentwicklung, d.h. von Seed- bis Series B-Runden. Wir investieren global in den Sektoren CO2-Reduzierung, Kreislaufwirtschaft, Agrartechnologien, Batterie-Technologien, aber auch in weiterreichende Technologietrends wie Quantum-Computing oder SpaceTech. Grundsätzlich investieren wir in sog. Hard Science / Deep-Tech-Unternehmen, wie auch in Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, bzw. SaaS- oder Plattform-Lösungen.

futureSAX: Welche Kriterien sind für Sie bei einer Investition ausschlaggebend?

Markus Solibieda: Als strategischer Investor steht für uns die potenzielle zukünftige Bedeutung des Geschäftsmodells oder der Technologie des Zielunternehmens für die BASF im Fokus. Wir wollen der BASF mit unseren Investitionen Zugang zu potenziell vielversprechenden, aber noch weiter in der Zukunft liegenden Geschäftsaktivitäten ebnen. Daher ist eine gemeinsame strategische Perspektive zwischen der BASF und dem Zielunternehmen für uns ein sehr wichtiges Kriterium. Darüber hinaus arbeiten wir gern mit Unternehmen zusammen, die von sehr professionellen, unternehmerischen und diversen Management-Teams geleitet werden und die strategische Weitsicht mit einem starken Fokus auf die operative Implementierung ihres Geschäftes verbinden. Schließlich schauen wir auch sehr stark auf die Alleinstellungsmerkmale des Zielunternehmens im Wettbewerb mit anderen Start-ups oder etablierteren Unternehmen. Der überlegene Nutzen eines neuen Produktes oder einer Dienstleistung für einen klar definierten Kundenkreis muss nachweisbar sein.

futureSAX: Wie unterstützt der BVK e.V. Risikokapitalgebende bei der Realisierung von Investments in junge Unternehmen (Pre-Seed, Seed, Series A)?

Markus Solibieda: Der BVK setzt sich zum einen für vorteilhafte Rahmenbedingungen für Start-ups und Venture Capital-Gesellschaften ein, damit die Gründer- und Venture Capital-Szene weiterwachsen kann. Dazu gehört auch Aufklärungsarbeit bei Politik und Medien. Zum anderen bietet der BVK aber auch konkrete Unterstützung für kapitalsuchende Gründer, etwa durch das Mitgliederverzeichnis und die Möglichkeit, potenzielle Kapitalgeber auf der BVK-Website zu identifizieren. Aber auch die Teilnahme von BVK-Vertretern an Veranstaltungen wie der Sächsischen Investoren Roadshow von futureSAX gehört dazu, wo Investoren und Gründer zusammengebracht werden.

Die nächste Sächsische Investoren Roadshow:

Im Rahmen der Sächsischen Innovationskonferenz 2024

19. Juni 2024 | Dresden

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futureSAX: Die aktuellen Entwicklungen am VC-Markt zeigen eine gewisse Zurückhaltung seitens der Kapitalgebenden. Welche Änderungen erwarten Sie in Hinblick auf Beteiligungsbereitschaft in der deutschen VC-Szene in den kommenden zwölf Monaten? 

Markus Solibieda: Sicherlich belastet die aktuelle Situation auch die Investitionen von Venture Capital-Investoren. Nachfinanzierungen bestehender Beteiligungen gehen in vielen Fällen vor Neuinvestitionen. Aber hier muss man Unterschiede machen etwa mit Blick auf die jeweiligen Branchen oder Entwicklungsphasen der Startups. Selbst Corona hatte 2020 nur eine sehr kurze Abkühlung gebracht und traf nicht alle Marksegmente in der Breite negativ. Gründungsgeschehen und -finanzierung sind in den letzten Jahren gereift und zeigen sich inzwischen sehr robust. Das Kapitalangebot für Gründer ist vielfältig wie nie, was in schwierigeren Zeiten ein Stabilitätsanker ist. Die aktuellen Marktbedingungen haben aber zu einem Umdenken der Investoren bei den Investitionsentscheidungen geführt. Das Augenmerk liegt inzwischen weniger auf schnellem Wachstum um jeden Preis und unabhängig vom Kapitalverzehr. Wirtschaftlichkeit und Robustheit der Start-ups ist stärker in den Fokus gerückt. Investoren achten verstärkt auf Aspekte wie Liquidität und Cash-burn-rate, also die Geschwindigkeit mit der Start-ups das bereitgestellte Kapital verbrauchen.
 

futureSAX: In welchen Aspekten der Beteiligungsmöglichkeiten liegen aus Ihrer Sicht die größten Chancen für Sachsen?

Markus Solibieda: Sachsen hat sich als attraktiver Gründer- und Venture Capital-Standort etabliert. Als starker Technologie- und Wirtschaftsstandort etwa in den Bereichen Automotive oder Halbleiter bietet Sachsen Gründern hervorragende Voraussetzungen. Die Hochschullandschaft mit der HHL in Leipzig und den vier Universitäten Freiberg, Leipzig, Chemnitz und Dresden bietet viel Potenzial für Ausgründungen, ambitionierte Gründer und Fachkräfte. Staffbase als erstes Unicorn aus den neuen Bundesländern oder andere erfolgreiche Start-ups wie Wandelbots, Heliatek, Lecturio oder Sunfire sind beste Werbung für den Gründerstandort. Und der Freistaat unterstützt seit vielen Jahren mit dem Technologiegründerfonds auch selbst das hiesige Ökosystem.

Mehr zur BASF Venture Capital GmbH erfahren Sie hier.

Mehr zum BVK e.V. erfahren Sie hier.

Ihre Ansprechpartnerin bei futureSAX

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Claudia Landrock

Senior Projektmanagerin

Investorennetzwerk & Wachstumsfinanzierung

Menschen miteinander vernetzen – das begeistert Claudia Landrock. Bevor die gebürtige Zwickauerin ihr Bachelor-Studium in Wirtschaftswissenschaften an der TU Dresden absolvierte, sammelte sie ein Jahr als Au Pair in Australien und Frankreich Auslandserfahrung. Einem mehrmonatigen Praktikum in den USA folgte ihr Master-Studium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg. Im Anschluss unterstützte und begleitete sie im Innovations- und Gründungszentrum in Regensburg technologieorientierte Gründungen und digitale Start-ups von der ersten Idee bis zur Finanzierungsrunde und entwickelte das regionale Gründungsökosystem mit weiter. 

Die Faszination für Innovation und Gründung wurzelt auch in ihrem studentischen Engagement bei „enactus Regensburg“. Nach wie vor unterstützt sie ehrenamtlich junge Gründungsprojekte als Mentorin bei StartUP Teens und setzt sich zudem als Vorsitzende der AG Start-up Förderung bei einem digitalpolitischen Verein für bessere Bedingungen für Start-ups auf Bundesebene ein.

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