futureSAX-Interview mit Matthias Kirchhoff

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„Möglich wird das nur, wenn „Wettbewerbskultur“ zur Firmenstrategie gehört"

futureSAX-Interview mit Matthias Kirchhoff, Geschäftsführer digitronic computersysteme GmbH

Die digitronic computersysteme gmbh ist ein „alter Bekannter“. Die Chemnitzer haben schon an vielen futureSAX-Wettbewerben erfolgreich teilgenommen und waren auch 2017 beim Sächsischen Staatspreis für Innovation erfolgreich: sie gehörte zu den zehn besten Unternehmen. Woher die Innovationskraft kommt und was Secure Logon™ 2.0 für Vorteile bietet, erzählt Geschäftsführer Matthias Kirchhoff im futureSAX-Interview.

futureSAX: Herr Kirchhoff, bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz:

Matthias Kirchhoff: Secure Logon™ 2.0 ermöglicht eine sichere und komfortable Anmeldung an Computern sowohl mit bekannten Technologien und künftig auch mit millionenfach vorhandenen Smartphones.

futureSAX: Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?

Matthias Kirchhoff: Weil wir jahrelange Erfahrungen bei der Erforschung und Herstellung deutscher Sicherheitstechnologien mit dem Smartphone-Markt zusammenführen und wir dadurch Compliance-Anforderungen in fast allen Branchen erfüllen können.

futureSAX: Wir sind immer sehr an den Menschen interessiert: Wer sind die Köpfe hinter dem Projekt?

Matthias Kirchhoff: Die Köpfe hinter dem Projekt sind alle Mitarbeiter des digitronic Teams. Neben dem Markt-Input durch die Kollegen des Vertriebes haben sich insbesondere auch unsere Junior-Entwickler, wie zum Beispiel Herr Carsten Tewes, innovativ eingebracht. Er erforschte technologisch die Idee der Nutzung des Bewegungssensors als Ersatz für das Entfernen eines Schlüsselmediums und überführte dies in den vorgestellten Prototypen.

futureSAX: Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?

Matthias Kirchhoff: Schon 2006 hatten wir die Idee eines „Handykeys“. Damals zeigten wir, wie man sich mit einem Siemens S55 Handy am PC anmelden konnte. Leider war der Markt noch nicht reif für diese Idee. Auf der Security-Messe „Systems“ forderte ich in einem Panelvortrag „Schluss mit dem Kartensalat“ und erntete viel Unverständnis seitens der Zuhörer, Leser- und Smartcardhersteller. Als wir 2016 als Aussteller auf der RSA-Konferenz in San Francisco keine Smartcard- und Leserhersteller mehr vorfanden, aber jeder über Smartphones sprach, war ich mir sicher, dass nun die Zeit für unser Produkt reif ist.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Matthias Kirchhoff: Es tut mir leid, darauf habe ich keine Antwort. Mein Rat jedoch ist, an sich selbst zu glauben und Visionen immer wieder auf ihre Relevanz, den technologischen Umfeldfaktor und den richtigen Einsatzzeitpunkt zu überprüfen.

futureSAX: Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im Sächsischen Staatspreis für Innovation erfahren haben!

Matthias Kirchhoff: Einfach einzigartig! Das Team kümmerte sich selbständig um die Wettbewerbsteilnahme und die Geschäftsführung wurde von der Nominierung überrascht. Möglich wird das nur, wenn „Wettbewerbskultur“ zur Firmenstrategie gehört und wenn alle Kollegen Ideen zur Umsetzung einbringen können.

futureSAX: Das Meeting Ihres Lebens. Mit wem würden Sie gerne mal an einem Tisch sitzen und was würden Sie besprechen?

Matthias Kirchhoff: Ich greife das Glücksgefühl eines vor Kurzem erlebten „Workshops“ bei einer Behörde auf: Nach einer Anfrage über das Internet erhielten wir ein Muster eines Betriebsausweises. Daraufhin mussten wir eine kurze Anpassung unserer Software vornehmen und durften anschließend vor einem hochrangigen, kompetenten Publikum präsentieren.

Ich wünsche mir ein Meeting am Tisch eines Großunternehmens oder eines IT-Landesdienstleisters, bei dem die Herausforderung „Compliance“ akut auf der Tagesordnung steht, und wir diese inhaltlich aufnehmen können.

Wenn man dann noch im gleichen Meeting erste Ansätze einer Migrationsstrategie vortragen und diese dann im Rahmen eines Pilotprojektes einbringen darf, kann sich die Chance für eine langfristige Zusammenarbeit ergeben. Dann handelt es sich um eine besondere Situation, wie ich sie in unseren 25-jährigen Firmenleben schon einige Male erleben durfte.

futureSAX: Beim Aufstehen vom Computer schaltet dieser in den Sicherheitsmodus – welchen Vorteil hat Ihre Innovation gegenüber einer „klassischen“ 2-Faktor Authentifizierung?

Matthias Kirchhoff: Sie ist nicht zwingend an zusätzliche Leser oder separate SicherheitsToken (z.B. Smartcards in USB-Bauform) gebunden. Die neue Smartphone Technologie arbeitet gleichberechtigt und parallel zu traditionellen Betriebsausweisen, Smartcards, Zeiterfassungskarten, ....

Der Grad an Sicherheit kann durch SoftwareToken, im Handy, zusätzlich eingelegte MicroSD-Smartcards oder mit dem NFC-Leser des Handys gelesene EID-Karten (z.B. RFID-Smartcard oder neuer Personalausweis) je nach Sicherheitsanspruch konfiguriert werden.

Es handelt sich um ein offenes Authentifizierungskonzept, dessen „technologisches Ende“ noch nicht absehbar ist, aber sofort in der Praxis auch mit herkömmlichen Technologien eingesetzt werden kann.

futureSAX: Wie geht es weiter? Wie sieht ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?

Matthias Kirchhoff: Wir haben 2014 auf Anregung eines großen Leserherstellers die Architektur der 3. Generation unseres Authentifizierungsproduktes Secure Logon™ 2.0 neu erforscht und umgesetzt. Seit Juli 2016 ist Secure Logon™ 2.0 als Ergänzung zu einem Zeiterfassungssystem im praktischen Einsatz. In Kombination mit unserem Verschlüsselungsprodukt HiCrypt™ 2.0 bieten wir All-In-One Sicherheitspakete zur technischen Umsetzung von Anforderungen, die sich aus Audits oder Compliance ergeben, an. Wir werden in Unternehmen und Behörden an sensiblen Einsatzstellen sowohl den Zugang zu Computersystemen revolutionieren, als auch Anmeldedaten an dahinterliegende virtuelle Serversysteme weiterreichen können. Schon heute ermöglichen wir eine Durchauthentifizierung über den Browser an SAP. Im Rahmen von Industrie 4.0 werden wir mit unserer Technologie immer mehr „Werker-PCs“ bzw. „KIOSK-PCs“ ausrüsten. Die genaue Entwicklung ist noch nicht absehbar – ich bin aber überzeugt, dass sich Sicherheit Made in Germany in allen Branchen durchsetzen wird. Erste Projekte im Gesundheitswesen, der Pharmaindustrie und der Finanzindustrie werden bereits heute umgesetzt. Wir werden als Security Hersteller für unsere IT-Fachkollegen bereitstehen, um diese Herausforderungen auch mit deren Unterstützung zu meistern.

Weitere Informationen zur digitronic computersysteme GmbH finden Sie hier.

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