futureSAX-Alumni-Interview mit Peter Kalinowski

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„Wir sind also nicht auf die Automobilindustrie beschränkt."

futureSAX-Alumni-Interview mit Peter Kalinowski, Geschäftsführer NAVENTIK GmbH

Mit der Idee des PATHFINDERS, der hochgenaue Lokalisierung von Fahrzeugen realisiert, hat das Chemnitzer Start-up NAVENTIK GmbH den dritten Platz im futureSAX-Ideenwettbewerb 2017 gewonnen. Im Interview verrät Peter Kalinowski, wie es zu der Idee kam und wo die Ausgründing in fünf Jahren stehen wird.

futureSAX: Meine / unsere Innovation in einem Satz:

Peter Kalinowski: Unsere Innovation ist die PATHFINDER Technologie, ein Satellitennavigations-receiver für sicherheitskritische Anwendungen, insbesondere für die hochgenaue Lokalisierung von Fahrzeugen.

futureSAX: Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?

Peter Kalinowski: PATHFINDER ermöglicht unseren Kunden, die bislang fehlenden 5% Genauigkeit und Präzision für die Lokalisierung mittels Satellitennavigation zu erreichen. Unser Receiver ist dazu vollständig in Software abgebildet. Dies bietet neben der signifikant höheren Performance zusätzlich den Vorteil, dass wir tief in die Prozessoren für Fahrerassistenzfunktionen integriert werden können und dabei funktionale Sicherheitskonzepte ermöglichen. Wir bedienen damit genau die Trends, die zukünftig die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen und das autonome Fahren bestimmen. Und all das zu massenmarkttauglichen Kosten.

futureSAX: Wir sind immer sehr an den Menschen interessiert: Wer sind die Köpfe hinter dem Projekt?

Peter Kalinowski: Unser Gründerteam ist fachlich sehr breit aufgestellt. Da sind zum einen Robin und Sven, die in den letzten 6 Jahren viel Forschungsarbeit zum Einsatz von Satellitennavigation im Kontext „Autonomes Fahren“ geleistet haben und daraus die PATHFINDER Technologie entwickeln konnten. Gemeinsam mit Michael, der als Hardwareentwickler das Wissen zur Integration von Software in kundenspezifische Hardware Plattformen mitbringt, konnten wir nun erste Produkte aus der Technologie ableiten. Ich bin zum Team gestoßen, um die betriebswirtschaftlichen Themen zu bearbeiten. Wir kennen uns alle jedoch schon seit Studienzeiten. Mittlerweile gehören zum Kernteam auch noch Sina, Johannes, Phanindra. Jeder bearbeitet spezielle fachliche und administrative Aufgaben. Aus dem „Projekt“ NAVENTIK ist damit ein kleines Startup Unternehmen geworden. Und wir wollen auf jeden Fall sehr schnell weiterwachsen.

futureSAX: Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?

Peter Kalinowski: Robin und Sven haben im Rahmen von Drittmittelprojekten an der Universität gemerkt, dass eine große Technologielücke beim Einsatz von Satellitennavigation in Fahrerassistenzsystemen besteht. Gängige Systeme für den automobilen Massenmarkt sind einfach nicht präzise genug, um den Sicherheitsanforderungen für das hochautomatisierte und autonome Fahren zu genügen. Als die Performance der PATHFINDER Lösung herausstellte, war die Idee zur Vermarktung schnell entstanden. 

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Peter Kalinowski: Wir haben die Ausgründungsidee mit Dr. Markus Braun von Saxeed besprochen. Sein Rat, die Seed Finanzierung für das Projekt mittels EXIST Forschungstransfer anzustreben, war sehr wertvoll für uns. Zum einen, weil wir im Rahmen der Beantragung schlüssig unser Gründungskonzept darstellen mussten, zum anderen, weil die Finanzierung uns die Zeit verschafft hat, unsere Technologie im Hinblick auf die Marktgängigkeit weiterzuentwickeln.

futureSAX: Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im futureSAX-Ideenwettbewerb erfahren haben!

Peter Kalinowski: Ich habe die Information per Email bekommen. Im Betreff stand „Herzlichen Glückwunsch“. Das löst Glücksgefühle aus, denn in dem Moment wusste ich, dass unser Gründungskonzept positiv beurteilt wird. Ehrliches Feedback hat man in einem so frühen Gründungsstadium nämlich recht selten.

futureSAX: Das Meeting Ihres Lebens. Mit wem würden Sie gerne mal an einem Tisch sitzen und was würden Sie besprechen?

Peter Kalinowski: Ich würde sehr gerne mit dem Gründer von Mobileye, Ammon Shashoua, am Tisch sitzen. Er hat sein Unternehmen ebenfalls aus einem universitären Umfeld auf Basis von Forschungsergebnissen ausgegründet. Heute ist die Objekterkennungssoftware von Mobileye in jedem Fahrerassistenzsystem an Bord. Ich würde gern von ihm wissen, wie man es anstellt, eine so innovative Technologie möglichst breit zu vermarkten und mögliche Nachahmer dauerhaft auf Distanz hält.

futureSAX: Sie sagen, dass es egal ist, was wir vom autonomen Fahren halten. Es wird eh kommen, ob es uns gefällt oder nicht. Welche Hürden sind noch zu nehmen und was denken Sie, wann wir das Steuer im Alltag beruhigt loslassen können?

Peter Kalinowski: Theoretisch können Sie bereits jetzt in den vorhandenen prototypischen Lösungen das Steuer beruhigt loslassen. Diese sind jedoch noch zu teuer, die Technologien zur Umfelderfassung, Objekterkennung, Berechnung der Fahrmanöver und zur Aktorik sind in wesentlichen Teilen nicht massenmarkttauglich. Gegenwärtig sind Systeme der Automatisierungsstufe 2 im Markt. Die Entwicklung ist jedoch hoch dynamisch. Im Audi A 8 wird ab 2018 erstmals ein Assistenzsystem der Stufe 3 in Serie verfügbar sein. Bis 60 km/h werden sie damit über die Autobahn chauffiert. Mit der zukünftigen Integration von Deep Learning Algorithmen und künstlicher Intelligenz wird es dann den nächsten Push geben. Die Systeme werden sich direkt während und durch die Nutzung beim Kunden weiterentwickeln. Spätestens 2030 werden dann 15% der neu ausgelieferten Fahrzeuge autonom unterwegs sein können. Dieses progressive Szenario einer Unternehmensberatung halten wir bei NAVENTIK für realistisch. Und wenn das autonome Fahren erstmal verfügbar ist, werden sie nur noch sehr schwer einen Versicherungstarif finden, der Sie selbst noch ans Steuer lässt.

futureSAX: Wie geht es weiter? Wie sieht ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?

Peter Kalinowski: Wir werden im dritten Quartal diesen Jahres unsere erste Finanzierungsrunde abschließen. Mit dem Kapital werden wir personell stark wachsen, die Zertifizierung und Patentierung unserer Technologie vorantreiben und kundenspezifische Weiterentwicklungen vornehmen. Die Vermarktung der Technologie wird dabei durch die direkte Integration in die Entwicklungssysteme bei Kunden vorangetrieben. Die Performance, die wir dabei für den Kunden generieren, soll uns dauerhaft in der Lieferkette im Automobilbereich etablieren. Zusätzlich entwickeln wir derzeit schienenbezogene Use Cases im Accelerator Programm der Deutschen Bahn. Wir sind also nicht auf die Automobilindustrie beschränkt. In fünf Jahren möchten wir die Standardlösung zur Satellitennavigation für automatisiertes Fahren auf Straße und Schiene werden und profitabel sein.

Weitere Informationen zur NAVENTIK GmbH finden Sie hier.

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