Sachens Pull-Faktoren für Business Angels
Um als Business Angel zusätzlichen Rückenwind zu gewinnen, lohnt sich in Sachsen der Blick auf die Aktivitäten regionaler institutioneller Kapitalgeber, aktuelle Fördermittelinstrumente und einer neuen Form der Kapitalbeteiligung. Im Expert/-innen-Panel diskutierten Markus H. Michalow, Geschäftsführer, Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH sowie Claudia Weber, Referatsleiterin, des Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Unterstützung von Business Angels durch regionale institutionelle Kapitalgeber und Incentivierung durch den Freistaat Sachsen. „Ich kenne kein Start-up, bei dem es im Laufe der Entwicklung nicht zu Problemen kommt. Ein Business Angel ist dann wichtig, um die Geschwindigkeit, das Drehmoment auf die Straße zu bekommen“, so Michalow.
Themen waren unter anderem die Vorteile und Entwicklung des gemeinsamen Investierens von regionalen Kapitalgeberinstitutionen und Business Angels. Als Fördermittelprogramm wurde der Business-Angel-Bonus beleuchtet, welcher im Juni 2023 für Gründungen der sächsischen JTF-Regionen eingeführt wurde und seither Leuchtturmfunktion im Fördermittelbereich besitzt. Ausgerichtet wird das Programm nun durch die Sächsische Aufbaubank - Förderbank (SAB). „Es ist grundsätzlich ein einfaches Programm, doch natürlich liegt der Teufel im Detail“, meint Claudia Weber und bezieht sich dabei auf Finanzierungsmethoden wie Tokenisierung oder Wandeldarlehen, die im Fördermittelkontext ein spezielles Vorgehen benötigen. Aufhorchen ließ die Ankündigung von Martin Liebsch, Prokurist bei der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH als Ausblick für weitere Business Angel Engagements: Ein neues Beteiligungsprogramm steht ab diesem Tag in den Startlöchern, welches den Business-Angel-Bonus ergänzt: Ein neues mezzanines Pre-Seed Finanzierungsinstrument mit Beteiligungskapital in Höhe von bis zu 100.000,00 EUR. „Der Saxony Angel Venture Fonds („SAVF“) ist mit seinem standardisierten, non-dilutive und transaktionskostenschonenden Ansatz ein idealer Baustein, um Angelfinanzierungsrunden zu komplettieren. Dies realisiert längere Runways, um den product-market-fit valider nachzuweisen und klassische VCs für Folgefinanzierungsrunden zu begeistern.“
Sächsische Best Practice - Finanzierungsrunde mit Sternchen
Eines der Highlights des Tages war daran anschließend die Vorstellung einer im Juli 2023 erfolgreich abgeschlossenen Finanzierungsrunde, an der mehrere Business Angels beteiligt sind.
Die reignite GmbH, 2020 in Chemnitz gegründet, revolutioniert das Gamingsegment durch KI-generierte, individualisierte Spielerkarten. In dem Panel sprachen Johannes Herbig, CEO, reignite GmbH und Christoph Jentzsch, CEO bei tokenize.it und Business Angel über ihr Kennenlernen auf einer futureSAX-Kapitalveranstaltung im Februar diesen Jahres, den bisherigen Prozess bis zum Investment, sowie das neuartige, digitale Finanzierungsmodell der Blockchain-Token. Diese Token-basierte Beteiligung ist das „Sternchen“ dieser Finanzierungsrunde und machte den Deal zu einem bundesweiten Vorreiter. Wir hatten das große Glück, uns mit dem Business Angel Knowhow im Bereich der Blockchain-Technologie einzuholen“, sagt Johannes Herbig mit Blick auf die Zusammenarbeit. Zur Tokenisierung meint Christoph Jentzsch: „Unser Versuch ist es, diese elegante Art und Weise des Investierens – digital und mit hoher Liquidität – reinzuholen. Besonders interessant für Business Angels ist: man muss nicht mehr 5-10 Jahre bis zum IPO warten, bis man eventuell Liquidität hat. Man kann auch mal ein Investment machen, das vielleicht nur über 2-3 Jahre in der Firma ist, weil der Token prinzipiell leicht transferierbar ist – ähnlich wie eine Aktie“. Die Moderation dieses Berichts neuartiger Erfahrungen übernahm Claudia Landrock, Senior Projektmanagerin Investorennetzwerk & Wachstumsfinanzierung.
Erfolgsfaktor Syndikate und Poolingstrukturen
Für die einen bewährtes Erfolgsinstrument, für die anderen noch unbekanntes Terrain: Prof. Dr. Hans-Eric Rasmussen-Bonne, Rechtsanwalt & Partner, Weitnauer Rechtsanwälte Steuerberater aus Berlin stellte unterschiedliche Beteiligungsformen für private Kapitalgebende sowie ihre Auswirkungen anschaulich dar. In seiner Beratungspraxis bestehe Prof. Dr. Rasmussen-Bonne auf Pooling und zeigte dem Publikum die Vorteile auf. Diese wurden mit zusätzlichen Erfahrungswerten der zwei Privatkapitalgebenden Titus Lindl, Geschäftsführer der WEGVISOR GmbH und Gwendolyn Schröter, Geschäftsführerin der Golzern Holding GmbH untermauert.
Eingegangen wurde dabei auf wichtige Vorgänge, die in der Realität im Angel Investing zu beachten sind - insbesondere zu Beginn: „Ist der Angel noch jung, ohne große Erfahrung, ist es sinnvoll, wenn er sich an jemanden dranhängt.“, sagt Titus Lindl. Gwendolyn Schröter ergänzt: „Pooling bedeutet nicht, dass du mundtot bist“ und spricht damit einen wichtigen Sorgenfaktor an, „In Gesellschafterversammlungen hast du zwar (im Pooling) wenig Stimmgewalt, aber immer die Möglichkeit aufzustehen und Dinge zu hinterfragen, anzusprechen.“ Abschließend ist es an Titus Lindl, den den Schritt in das erste oder nächste Angel Investment zu unterstreichen: „Ihr habt Ideen, ihr habt Leidenschaft, ihr habt Geld!“