Schüler aus Meißen bauen Fitnessplattform auf
Team Bridged: Wie drei Schüler aus Sachsen ein eigenes Startup aufbauen
Hannes, Teo und Amir sind 18, 17 und 17 Jahre alt und leben als Internatsschüler am Landesgymnasium Sankt Afra in Meißen. Sie kennen sich seit Jahren, trainieren gemeinsam im Kraftraum der Schule und teilen dort einen Alltag, der gerade zur Grundlage ihres Startups wird.
Veröffentlicht am: 21.11.2025
Eine Idee aus dem Schulalltag
Während des Trainings wurden die drei immer wieder von anderen angesprochen: Ob sie Übungen erklären, die Ausführung korrigieren oder Trainingspläne erstellen können.
Aus diesen wiederkehrenden Situationen entstand die Überlegung, das Problem breiter zu lösen:
Eine Plattform, auf der Trainingsanfänger Unterstützung von erfahrenen Sportlerinnen und Sportlern bekommen – persönlich, niedrigschwellig und bezahlbar.
Warum das Konzept funktioniert
Der Ansatz lässt sich klar formulieren: Videos können zeigen, wie Bewegungen aussehen sollen.
Menschen können korrigieren, motivieren und individuell reagieren.
Für Anfänger ist das ein Unterschied, der darüber entscheidet, ob das Training gelingt oder nicht.
Und für junge Nutzergruppen sind die Kosten entscheidend. Ein Punkt, den das Team früh im Blick hatte.
"Wir kommen nicht aus Gründerfamilien. Für uns war vieles neu – aber wir haben uns alles Schritt für Schritt erarbeitet."
Erste Erfolge über Wettbewerbe
Der Einstieg ins Gründungsthema erfolgte über Wettbewerbe. Beim Regionalentscheid von „Jugend gründet“ trat das Team erstmals mit der Idee an und erhielt sofort positives Feedback. Der Wettbewerb zeigte ihnen, dass bridged tragfähig sein könnte und motivierte sie, weiterzuarbeiten.
Ein Gespräch mit einem Freund verstärkte den Eindruck. Er erklärte, dass eine Plattform wie bridged für ihn den Unterschied machen würde, weil er zwar Sport treiben wolle, aber keine Anleitung habe. Für das Team war das ein konkreter Hinweis auf die Relevanz ihrer Idee.
Schulalltag, Internat und Startup parallel
Alle drei sind in der 12. Klasse. Klausuren, Lernphasen und Pflichttermine lassen unter der Woche oft kaum Zeit für das Startup. Arbeitsphasen verlagern sich regelmäßig in die Abende oder Wochenenden.
Eine typische Verteilung sieht so aus:
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Teo sitzt am Schreibtisch und programmiert die Plattform.
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Amir und Hannes drehen Inhalte, schreiben Listen oder planen die nächsten Schritte.
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Vieles entsteht in kleinen Zeitfenstern zwischen Unterricht, Lernblöcken und Internatsleben.
Unterstützung erhalten sie unterschiedlich. Einige Lehrkräfte können ihre Gründung gut einordnen und ermöglichen Flexibilität, andere fremdeln eher damit. Im Freundeskreis erhalten sie hingegen praktische Hilfe, etwa beim Erstellen von Social-Media-Videos.
Zentrale Herausforderungen
Das Team beschreibt mehrere Punkte als besonders anspruchsvoll:
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Kundengewinnung
Für eine Plattform müssen zwei Gruppen parallel wachsen: Trainerinnen und Trainer sowie Nutzerinnen und Nutzer, die Unterstützung suchen. Ohne Reichweite, Budget oder Referenzen ist das ein langwieriger Prozess.
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Marketing und Akquise
Viele Gespräche mit Fitnessstudios oder Sportstudierenden verlaufen im Sande. Social-Media-Inhalte müssen regelmäßig erstellt werden. Erfolg zeigt sich selten sofort.
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Zeitmanagement
Zwischen Klausuren und Gründungsarbeit entsteht schnell Druck. Priorisieren und klare Listen sind notwendig, um nicht den Überblick zu verlieren.
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Fehlerkultur
Eine erste, andere Geschäftsidee des Teams existierte bereits. Die zu späte Recherche war ein Rückschlag, der ihnen bei ihrer aktuellen Idee half, Entscheidungen strukturierter zu treffen.
Unterstützung durch das sächsische Ökosystem
Ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung entstand über Angebote und Netzwerke in Sachsen. Die drei nahmen an verschiedenen Programmen, Workshops und Wettbewerben teil und lernten dort, wie man Probleme strukturiert angeht, Zielgruppen sauber definiert und eine Idee Schritt für Schritt weiterentwickelt. Eine zentrale Rolle spielte dabei die InnovationSchool, die ihnen einen klaren Einstieg in das Thema Gründen gegeben hat.
Hinzu kamen weitere Angebote, die sie gezielt genutzt haben: der Wettbewerb STARTUP TEENS, die Beratung bei GRÜNDERZEIT Zwickau sowie die Community-Formate des Young Founders Network (YFN), an dessen nächstem Incubator sie teilnehmen werden.
Über all diese Programme haben sie früh ein verlässliches Netzwerk aufgebaut. Der Austausch mit anderen jungen Gründerinnen und Gründern, offene Gespräche über Herausforderungen und praktische Tipps von Menschen, die ähnliche Wege gehen, sind für sie zu einem zentralen Baustein geworden.
Auszeichnung: Sächsischer Gründerpreis NextGen
2025 gewann bridged den Sächsischen Gründerpreis in der Kategorie NextGen.
Für das Team bedeutete der Preis vor allem Sichtbarkeit.
Er erleichterte Gespräche mit potenziellen Partnern und verstärkte die Wahrnehmung, dass ihr Projekt ernstzunehmen ist, auch wenn sie noch sehr jung sind.
Was andere daraus ableiten können
Aus ihrer Erfahrung lassen sich mehrere Empfehlungen ableiten:
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früh mit echten Menschen sprechen, statt lange theoretisch zu planen
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eine klare Problemdefinition entwickeln
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Fehler nicht vermeiden wollen, sondern daraus lernen
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Angebote wie Praktika, Wettbewerbe oder Workshops nutzen
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mit Menschen arbeiten, die ähnliche Ziele verfolgen
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anfangen, auch wenn noch nicht alles perfekt ist
Ziele für die kommenden Jahre
Kurzfristig möchte das Team die Zahl der Trainerinnen und Trainer in Sachsen auf über 200 erhöhen.
Langfristig soll bridged in vielen Fitnessstudios selbstverständlich genutzt werden. Als Lösung, die Einsteiger begleitet, erfahrene Sportler einbindet und Training für viele zugänglich macht.
Ihre Ansprechpartnerin bei futureSAX
Miriam Pietag
Projektmanagerin
Ideenphase & NextGen
Die Verknüpfung psychologischer, soziologischer und analytischer Grundlagen mit Forschung und Praxis begeistern die studierte Pädagogin und Medienpsychologin seit dem Beginn ihres Studiums an der TU Chemnitz. Als Werkstudentin bei Onkel Sax beschäftigte sich Miriam bereits intensiv mit der "NextGen". Der Wunsch, Mediennutzung nicht nur verstehen und erklären zu können, sondern daraus auch zielgruppenspezifische Medienangebote ableiten zu können, führte sie im Anschluss in eine Marketingagentur in Dresden. Als Marketing- und Projektmanagerin beschäftigte sie sich neben der Planung, Umsetzung und Aussteuerung von Kampagnen und crossmedialen Marketingprojekten vor allem mit der Entwicklung von didaktisch-pädagogischen Konzepten zum Wissenstransfer.