Welche Bedeutung hat der Technologietransfer für die Praxis?

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Welche Bedeutung hat der Technologietransfer für die Praxis?

Der Powertalk im Rahmen des 2. futureSAX-Alumni-Frühstücks widmet sich dem Thema des Technologietransfers von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Sie leiten seit Juli 2013 die Transferstelle der TU Dresden. Welche Ziele verfolgt die Transferstelle?

Der Wissens- und Technologietransfer spielt an der TU Dresden seit jeher eine wichtige Rolle. Im Zuge der Exzellenzinitiative hat die TU Dresden die Möglichkeit erhalten, ihre Kapazitäten hierfür auszuweiten. Es wurde eine eigene Abteilung für den Transfer aufgebaut, deren Hauptziel es ist, die vielfältigen Forschungsergebnisse ihrer Wissenschaftler zum Nutzen der Wirtschaft und zum Wohle der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Diese Transferstelle verfolgt die Umsetzung wissenschaftlichen Know-hows in wirtschaftliche Wertschöpfung. Sie will somit einen Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft leisten. Dabei übernimmt sie eine besondere Verantwortung für die regionale Wirtschaft, indem sie die Zusammenarbeit mit den KMU der Region unterstützt und fördert. Die Kooperationen mit der Wirtschaft sollen verstärkt werden, was wiederum zu einer Erhöhung des Drittmittelaufkommens führt. Der Ausbau von Partnerschaften mit ausländischen Forschungseinrichtungen und global aufgestellten Unternehmen dient dazu, die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler der TU Dresden international sichtbarer zu machen. Mit der aktiven Unterstützung von Ausgründungen will die Transferstelle einen Beitrag zur Stärkung der Gründungskultur und der regionalen Wirtschaft leisten sowie zur Fachkräftesicherung in der Region beitragen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Wirtschaft bisher gemacht?

Nach meinen bisherigen Erfahrungen wird der Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen auf sehr vielfältige Arten nachgefragt. Neben der Verbreitung von Wissen im Sinne von neuesten Technologien gehören auch der „Transfer über Köpfe“, etwa durch Absolventen und Diplomanden, sowie der Wissenstransfer mit gesellschaftlicher Relevanz, z. B. Politikberatung und Weiterbildung, dazu. Die Transferstelle der TU Dresden koordiniert verschiedene Transferanfragen und vermittelt Ansprechpartner innerhalb der Universität.

Die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen ist nach wie vor allerdings ein komplexes Geschäft. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist die monetäre Bewertung von Schutzrechten schwierig, da sie auf vielen vagen Kriterien beruht. So lässt sich der Anteil des Schutzrechtes am Produkt nur ungenau bestimmen. Mitunter sind die Anwendungsfelder noch nicht bekannt und die zukünftigen Gewinne schwer abzuschätzen. Hat man dennoch einen vertretbaren Wert ermittelt, haben es die Hochschulen nicht leicht diesen am Markt durchzusetzen, zumal sie in der Wirtschaft als ebenbürtiger Verhandlungspartner noch nicht akzeptiert sind. Gewinnerzielung ist für Hochschulen noch ein Tabu-Wort. Von den durch Steuergelder finanzierten Hochschulen wird erwartet, dass der Output frei zugänglich und kostenneutral ist. Dabei wird verkannt, dass die Hochschulen nach Haushaltsrecht und beihilferechtlich sogar dazu verpflichtet sind, Gewinne mit der Verwertung von Forschungsergebnissen zu erzielen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.

Zum anderen besteht die Herausforderung darin, den richtigen Zeitpunkt für die Verwertung der Schutzrechte zu finden. Häufig sind diese nicht verwertbar, da sie aus der Grundlagenforschung entstehen, sodass es mitunter noch jahrelanger Forschung bedarf, damit daraus Ideen entwickelt werden, die in konkreten Produkten Verwendung finden.

Dennoch bin ich positiv überrascht, dass sich durch ein aktives Angebot von Forschungsergebnissen am Markt gute Verwertungserfolge erzielen lassen. Wissenschaftler haben häufig ein sehr großes Interesse daran, ihre Forschungsergebnisse angewendet zu sehen. Dabei ist für viele der monetäre Anreiz, z. B. in Form der Erfindervergütung, nachrangig.

Bei welchen Projekten ist aus Ihrer Sicht der Technologietransfer besonders gut gelungen?

Der Technologietransfer funktioniert am besten bei anwendungsnahen Forschungsergebnissen. Hilfreich ist natürlich, wenn der Verwertungspartner bereits feststeht. Dies ist der Fall bei Ausgründungen aus der Universität. Die Ausgründungsprojekte wurden z. T. über mehrere Jahre betreut, unterstützt und gefördert, sodass zu den Ausgründern ein vertrauensvolles Verhältnis besteht. Die Schutzrechte werden von der TU Dresden zu ausgründerfreundlichen Konditionen übertragen. Bei einer Beteiligung der TU Dresden an der Ausgründung über ihre Gesellschaft TUDAG kann man sich im Falle eines erfolgreichen Exits des Spin-offs über Rückflüsse freuen – so im Falle des Verkaufes der TU-Ausgründung Novaled an Samsung.

Erfreulich sind auch die im Rahmen von Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen entstandenen Erfindungen der TU Dresden. Auch hier steht der Verwertungspartner schon fest. Über Rahmenverträge sind oft die Konditionen für die Rechteeinräumung des IPs bereits geregelt. Strategische Partnerschaften mit der Industrie binden die Kooperationspartner über lange Jahre, sodass in vielen gemeinsamen Forschungsprojekten anwendungsnahe Lösungen für innovative Produkte entstehen. Auch in der Zusammenarbeit mit den KMU, insbesondere den regional ansässigen, werden innovative Lösungen entwickelt.

Welche Bedeutung hat der Technologietransfer allgemein für die sächsische Wissenschaft und Forschung?

Die Wissenschaftseinrichtungen allgemein leisten einen großen Beitrag zur Innovationskraft der Wirtschaft und zum Wohlstand der Gesellschaft. Der Verantwortung der wissenschaftlichen Einrichtungen für die Entwicklung der sächsischen Wirtschaft kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als es sich bei der Unternehmensstruktur zum großen Teil um KMU handelt, die im Vergleich zu Großunternehmen wenig eigene Forschung und Entwicklung betreiben. Aufgrund dieser kleinteiligen Wirtschaftsstruktur in Sachsen ist der im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hohe Anteil öffentlicher Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten notwendig, um diese fehlenden Aktivitäten im Unternehmensbereich auszugleichen. Mit einer einzigartigen Dichte wissenschaftlicher Institutionen wird in Sachsen das komplette Forschungsspektrum von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung abgedeckt. Zahlreiche Erkenntnisse aus dieser Forschung sind nützlich für die Weiterentwicklung der Wirtschaft in Sachsen. An den Wissenschaftseinrichtungen werden zunehmend Strukturen und Prozesse geschaffen, um den Transfer dieser Erkenntnisse zu ermöglichen und zu unterstützen. Auch die Strategiepapiere der Landesregierung befassen sich eingehend mit der Bedeutung des Technologietransfers für Sachsen. Im Hochschulentwicklungsplan 2020 werden die Hochschulen aufgefordert, einen intensiveren Kontakt zur sächsischen Wirtschaft aufzubauen und die „Verwertungspotenziale besser auszuschöpfen“. Es werden Förderinstrumente aufgesetzt, die helfen sollen, technologisches Wissen von Forschungseinrichtungen in die Anwendung zu überführen.

Wie schätzen Sie allgemein den Austausch beziehungsweise die Kooperationen zwischen sächsischen Universitäten, Forschungsinstitutionen und der Wirtschaft ein? Was läuft gut und wo würden Sie sich Änderungen wünschen?

Den Austausch zwischen sächsischen Universitäten und Forschungseinrichtungen mit der Wirtschaft schätze ich als gut ein. Es bestehen zahlreiche Kontakte von Wissenschaftlern zu einzelnen Unternehmen. Die Anzahl der Forschungsprojekte mit Unternehmen nehmen ständig zu. Die eingeworbenen Drittmittel der TU Dresden aus der Industrie liegen bei ca. 20 %. Wir schließen verstärkt Forschungsrahmenverträge mit Wirtschaftsunternehmen ab, um die langfristige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu sichern. Ein intensiver Kontakt mit Global Playern kommt über Stiftungslehrstühle zustande, von denen an der TU Dresden derzeit 14 bestehen. Weitere Möglichkeiten einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit bestehen im Betreiben gemeinsamer Forschungszentren, z. B. das Ingolstadt Institute der TU Dresden (INI.TUD), oder in der Bereitstellung von Infrastruktur.

Wünschenswert ist aus meiner Sicht, dass die Verträge zwischen den Vertragspartnern auf Augenhöhe ausgehandelt werden. Oftmals sind die Konditionen in den Kooperationsverträgen insbesondere im Hinblick auf die Verwertung zugunsten der Unternehmen formuliert. Hier wünsche ich mir eine stärkere Verhandlungsposition der Hochschulen. Des Weiteren würde ich einen intensiveren Kontakt mit den regionalen KMU begrüßen. Wir werden von unserer Transferstelle aus an dem Ausbau der Zusammenarbeit mit Unternehmen der Region arbeiten. Alle Unternehmen sind herzlich eingeladen, uns als Kontakt- und Vermittlungsstelle zu unseren Wissenschaftlern in Anspruch zu nehmen.

Das erste futureSAX-Alumni-Frühstück fand im Mai 2014 statt. Ziel dieser neuen Veranstaltungsreihe ist es, den Austausch zwischen den sächsischen Unternehmen zu fördern. Was erwarten, erhoffen bzw. wünschen Sie sich von der Teilnahme am 2. futureSAX-Alumni-Frühstück?

Meiner Meinung nach ist das Alumni-Frühstück von futureSAX ein sehr geeignetes Format, um den Austausch zwischen sächsischen Unternehmen zu fördern. Ich freue mich, dass wir als Transferstelle der Universität eingeladen sind, aktiv mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen, und wünsche mir, dass wir weitere Kontakte zwischen sächsischen Unternehmen und unseren Wissenschaftlern vermitteln können, um neue erfolgreiche Forschungsprojekte anzustoßen.

Kurzvita

Christiane Bach-Kaienburg ist Sachgebietsleiterin Wissens- und Technologietransfer an der TU Dresden. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Universität zu Köln und arbeitete im Anschluss als Unternehmensberaterin. Bis 2006 war sie in der Management- und IT-Unternehmensberatung Steria Mummert Consulting GmbH tätig, zuletzt als Senior Consultant. Frau Bach-Kaienburg leitete strategische Projekte, z. B. zur Geschäftsprozessoptimierung und zum Einsatz von unternehmensübergreifenden Administrations- und Informationssystemen. Vor ihrem Einstieg bei der TU Dresden in 2013 war sie als selbständige Unternehmensberaterin aktiv und hat junge Existenzgründungen, darunter Spin-offs aus Wissenschaftseinrichtungen, beraten.

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