„Die USA waren ja noch zu erobern.“ – futureSAX im Interview mit Dr. Jens Voigt von Radioplan GmbH

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„Die USA waren ja noch zu erobern.“ – futureSAX im Interview mit Dr. Jens Voigt von Radioplan GmbH

Die Idee der Radioplan GmbH sahnte beim futureSAX-Ideenwettbewerb 2000 den zweiten Platz ab. In den ersten Jahren plante das Ingenieurbüro um Dr. Jens Voigt mit großem Erfolg UMTS-optimierte Mobilfunknetze. Doch als der Hype um die damals neue UMTS-Technologie vorbei war, musste sich das Unternehmen neu positionieren:

futureSAX: Herr Dr. Voigt, 2000 haben Sie mit der Radioplan GmbH den zweiten Platz beim futureSAX-Ideenwettbewerb belegt. Was genau war das Besondere an Ihrer Idee?

Dr. Voigt: Unsere Geschäftsidee basierte ursprünglich auf der Simulation der damals neuesten Mobilfunktechnologie UMTS. Nachdem im Sommer 2000 von den Mobilfunkbetreibern ca. 50 Mrd. Euro für Frequenzen zum Betrieb dieser neuen Funktechnologie ausgegeben wurden, setzte danach eine Aufbruchsstimmung in der Mobilfunkbranche ein. Wir hatten bereits als Doktoranden am Mannesmann Mobilfunk Stiftungslehrstuhl der TU Dresden seit 1997 ein Projekt mit der damaligen Mannesmann Mobilfunk GmbH zu diesem Thema, welches wir dann nach der Ausgründung der Radioplan GmbH kommerzialisieren wollten.

futureSAX: Welche Auswirkungen hatte die erfolgreiche Wettbewerbsteilnahme auf die Weiterentwicklung Ihrer Idee?

Dr. Voigt: Der futureSAX-Wettbewerb gab uns die Möglichkeit, unser Geschäftskonzept mit Experten zu hinterfragen und zu professionalisieren. Was wir technisch machen wollten, war uns von Anfang an klar. Aber das ganze rechtliche, betriebswirtschaftliche und Vermarktungs-„Nebenbei“ einer Firmengründung hat eben den entscheidenden Einfluss zum letztlichen Erfolg der Idee. Auf diesem Lernprozess hat uns auch der futureSAX-Wettbewerb in einer wichtigen Phase unserer Unternehmensgründung ein entscheidendes Stück begleitet.

futureSAX: In der Zwischenzeit wurde die Radioplan GmbH vom IT-Unternehmen Actix gekauft, die mittlerweile zum weltweit agierenden Software-Hersteller Amdocs gehört. Wie ist es zu diesem ungewöhnlichen Wachstumspfad Ihrer Idee gekommen?

Dr. Voigt: Wir haben nach den ersten zwei, drei Jahren, als wir im Modus eines Ingenieurbüros arbeiteten, aus den aufgebauten Marktkontakten den Bedarf nach einer neuen Optimierungslösung für UMTS-Mobilfunknetze erkannt. UMTS hat einen völlig anderen technischen Hintergrund als die Vorgängertechnologie GSM. Daher muss man Mobilfunknetze anders planen und optimieren, in diese Lücke sind wir hineingesprungen. Geholfen haben dabei nicht nur unser technisches Verständnis, sondern u.a. auch Beteiligungen und Fördergelder der tbg und der SAB sowie unabhängige Berater zum Unternehmensaufbau. Danach ging alles relativ schnell. Unser neues Produkt ACP (Automatic Cell Planning) hat sich prima am Markt durchgesetzt, wir konnten vor allem in Europa und in Japan wesentliche Marktanteile erringen. Als Ingenieure sind wir auf die japanischen Marktanteile noch heute ein wenig Stolz. Etwa 2005 stellten wir mit unserem Kernprodukt in den von uns angegangenen Märkten eine Sättigung fest. Die ersten UMTS-Netze waren halt aufgebaut. Wir mussten dann eine unternehmerische Entscheidung treffen: Ein neues Produkt oder ein neuer Markt mit dem „alten“ Produkt, die USA waren ja noch zu erobern. Beides ging jedoch nicht aus dem Cash Flow zu finanzieren. Eine weitere Entscheidung stand an: Nochmal Fremdkapital aufnehmen oder einen Partner suchen? Als solcher bot sich das 1991 gegründete Londoner Unternehmen Actix Ltd. optimal an: Actix war mit der Analyse von Messungen im Mobilfunk groß geworden und hatte eine super Service-Infrastruktur in den USA, aber keine eigene ACP-Lösung. Nach einer anfänglichen Kooperation wurde dann im Februar 2006 unser Start-up von Actix übernommen.

futureSAX: Bei Amdocs sind Sie weiterhin im Bereich der Funk-Entwicklung in Dresden tätig. Worin liegen hier heute Ihre Tätigkeitsschwerpunkte?

Dr. Voigt: Richtig, die gesamte Actix-Gruppe wurde im September 2013 vom Amdocs (NASDAQ:DOX) aquiriert. Wir sind heute Bestandteil der Network Solutions Business Unit von Amdocs. Unser Büro und auch die Handelsregistereintragung sind übrigens immer noch diejenigen aus „guten alten“ Radioplan-Zeiten. Ansonsten hat sich aber fast alles geändert: Ein Global Player anstatt einer Start-up GmbH, weltweit verteilte Prozesse anstatt kurzer Wege, völlig neue Karrierechancen für unsere Mitarbeiter in einem Unternehmen von weltweit über 24.000 Mitarbeitern. Rein technologisch haben wir uns mittlerweile von Desktop-Lösungen für einen einzelnen Computer (ein solches war unser ACP), über firmenweite Enterprise-Lösungen hin zu Cloud-basierter Software bewegt. Und was machen wir damit? Nun, Planung und Optimierung von Mobilfunknetzen… Neben dem Produzieren von marktreifen Lösungen für die Mobilfunkgeneration 4++, dem sogenannten LTE-Advanced, forschen wir allerdings auch bereits an Lösungen für die nächste, nun 5. Generation von Mobilfunknetzen. Diese Besonderheit unseres Standortes, die enge Zusammenarbeit mit unserer Wurzel, dem Vodafone Mobilfunk Stiftungslehrstuhl der TU Dresden, haben alle neuen Eigentümer unserer GmbH stets als Standortvorteil erkannt und geschätzt.

futureSAX: Beim letzten futureSAX-Alumni-Frühstück wurden Sie mit der Übergabe der Alumni-Karte nochmals ganz offiziell im futureSAX-Alumni-Kreis aufgenommen. Welchen Mehrwert sehen Sie persönlich im futureSAX-Netzwerk?

Dr. Voigt: Auf das Alumni-Netzwerk bin ich durch ehemalige Kollegen, welche ebenfalls futureSAX-Alumnis sind, aufmerksam gemacht worden. futureSAX ist ja mittlerweile wesentlich breiter aufgestellt als noch 2000, als es noch ein reiner IT-Wettbewerb war. Dabei lassen sich prima neue Kontakte knüpfen, neue Denkansätze aufspüren und vielleicht ja auch die eine oder andere eigene Erfahrung nutzbringend weitergeben.

Lernen Sie hier weitere Mitglieder aus dem futureSAX-Alumni-Kreis kennen.

Übrigens: Die Bewerbungsphase für den futureSAX-Ideenwettbewerb 2016 läuft noch bis zum 15. Februar 2016. Mehr Informationen zum Wettbewerb und zur Bewerbung erhalten Sie hier.

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