futureSAX-Alumni-Interview Clemens Haist Flexora
„Es gibt kein Risiko, dafür aber viel zu gewinnen.“
futureSAX-Alumni-Interview mit Clemens Haist, Leiter Tagesgeschäft & Finanzen (COO & CFO) bei Flexora

Das Dresdner Start-up Flexora bedruckt Folien mit organischer Elektronik und ermöglicht damit, flexibel, konfigurierbar und günstig Industrieanlagen zu überwachen und Prozesse digital nachzubilden. Das Team wurde von der Jury mit dem zweiten Platz beim Sächsischen Gründerpreis 2021 ausgezeichnet, weil es eine Innovation mit praktischer Anbindung verbindet und das Potenzial für einen erheblichen Kundennutzen hat. Im futureSAX-Alumni-Interview spricht Clemens Haist, Leiter Tagesgeschäft & Finanzen (COO & CFO) bei Flexora darüber, wie die Idee entstand und warum Sachsen ein attraktiver Standort für junge Unternehmen ist.
futureSAX: Bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz.
Clemens Haist: Wir liefern Sensoren für die Industrie 4.0 - Nahezu beliebig konfigurierbare Sensorfolien, die sich günstig herstellen und großflächig einsetzen lassen.
futureSAX: Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen? Was war der Auslöser?
Clemens Haist: Die Idee entstand in einem Gespräch mit Vertretern des TÜV Süd auf einer Messe. Sie waren auf der Suche nach Lösungen, womit sich gesamte Anlagen großflächig und trotzdem wirtschaftlich überwachen lassen. Gemeinsam wurde dann ein erstes Konzept entwickelt und in Laborversuchen am Institut für angewandte Photophysik der TU Dresden erfolgreich getestet.
futureSAX: Hat der Ort der Start-up-Gründung eine wichtige Rolle gespielt, oder würden Sie eher sagen, dass Sie ortsunabhängig sind?
Clemens Haist: Wir nutzen für unsere Sensorfolien die Vorteile organischer Elektronik. Das Institut für angewandte Photophysik der TU Dresden zählt auf diesem Gebiet zu den besten Forschungseinrichtungen weltweit. Zwei der Gründer haben hier promoviert. Hier in Sachsen existieren außerdem Strukturen und Netzwerke, die uns wertvolles Wissen und Unterstützung bieten. Neben FutureSax seien hier z.B. auch die Cluster „Silicon Saxony“ und „Organic Electronics Saxony“ erwähnt. Insofern kann man sagen, dass der Ort durchaus eine wichtige Rolle gespielt hat. Aber auch abgesehen davon sind wir gerne hier. Sachsen ist in vielerlei Hinsicht ein attraktiver Standort für junge Unternehmen und investiert konsequent in zukunftsträchtige Branchen.
futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Clemens Haist: Wenn man nicht fragt, wird die Antwort immer nein sein.
Das gleiche lässt sich auch über Ideen sagen. Ob es funktioniert oder nicht, weiß man erst, wenn man es tatsächlich probiert hat. In jedem Fall ist man nachher klüger. Kalkulierte Risiken einzugehen lohnt sich daher oft.
„Hier in Sachsen existieren außerdem Strukturen und Netzwerke, die uns wertvolles Wissen und Unterstützung bieten. Neben futureSAX seien hier z.B. auch die Cluster 'Silicon Saxony' und 'Organic Electronics Saxony' erwähnt. Insofern kann man sagen, dass der Ort durchaus eine wichtige Rolle gespielt hat.”
Clemens Haist, Leiter Tagesgeschäft & Finanzen (COO & CFO) bei Flexora
futureSAX: Welche wichtige Empfehlung oder welchen Tipp würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Clemens Haist: Ein Mensch oder auch ein Team allein kann nie alles wissen oder an alles denken. Daher seien Sie offen, bauen Sie ein Netzwerk auf und nutzen Sie dieses. Haben Sie keine Scheu, auch ältere oder viel erfolgreichere Personen zu fragen. Die meisten Menschen freuen sich sogar, wenn man Sie um Rat fragt und helfen gerne. Sie haben oftmals auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Holen Sie sich vor wichtigen Entscheidungen unbedingt eine solche, unabhängige Meinung ein. Bestenfalls von jemandem, der oder die mehr Erfahrung oder Fachwissen als Sie selbst hat.
futureSAX: Warum sollten (angehende) Gründerinnen/Gründer an Wettbewerben wie dem Sächsischen Gründerpreis teilnehmen?
Clemens Haist: Es gibt kein Risiko, dafür aber viel zu gewinnen. Werden Sie abgelehnt, haben Sie es immerhin versucht und erhalten unter Umständen wertvolles Feedback. Das hilft Ihnen, Ihre Ideen zu schärfen und beim nächsten Mal sind Sie besser vorbereitet. Werden Sie nominiert, winken ein kostenloser, professioneller Videodreh, nützliche Netzwerkkontakte und im besten Falle sogar ein ansehnliches Preisgeld.
futureSAX: Auf was dürfen wir uns mittelfristig von euch freuen?
Clemens Haist: Wir werden im Laufe des Jahres Pilotprojekte mit namhaften Partnern beginnen. Darunter sind der TÜV Rheinland und die Stadtwerke Dresden. Auch mit einem großen Chemiewerk in der Umgebung sind wir aktuell im Gespräch und planen ein größeres Projekt. Es bleibt also spannend!