futureSAX-Interview mit Dirk Röhrborn Communardo

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"Die digitale Transformation ist die größte Chance der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren."

Dirk Röhrborn, Geschäftsführender Gesellschafter der Communardo Software GmbH

Für den geschäftsführenden Gesellschafter der Communardo Software GmbH, Dirk Röhrborn, war die Teilnahme am futureSAX-Wettbewerb im Jahre 2001 ein wichtiger Meilenstein in der Firmengeschichte. Heute, im Wettbewerbsjahr 2016 ist er selbst Juror, um somit wieder etwas zurückgeben zu können. Worauf er bei seiner Bewertung besonderen Wert legt und warum er den digitalen Wandel gerade für KMU als Riesenchance sieht, verrät er hier im Interview.

futureSAX: Herr Röhrborn, Sie haben Ihr Unternehmen 2001 in Dresden gegründet. Was war der Auslöser der Gründung? Wie haben Sie die Gründungsphase damals erlebt und auf welche Hilfe konnten Sie zurückgreifen?

Herr Röhrborn: Ausgangspunkt für die Gründung von Communardo war ein EU-finan­ziertes Forschungsprojekt meines damaligen Arbeitgebers, der heutigen T-Systems Multi­media Solutions GmbH, und dem Fraunhofer IAO in Stuttgart zum Thema „Wissens­management für kleine und mittelständische Unternehmen“. Am Abschluss des Projektes habe ich mich gemeinsam mit zwei Mitgründern unseres Stuttgarter Projektpartners entschieden, auf Basis der Projektergebnisse unser gemeinsames Unternehmen zu gründen. Die Gründungsphase war für uns sehr langwierig, da die Ausgründung aus dem Konzern nicht ganz einfach war. Große Unterstützung haben wir von meinem ehemaligen Chef und Mentor, Prof. Joachim Niemeier erhalten. Ein wichtiger Meilenstein war aber auch unser 2. Platz beim damaligen futureSAX-Businessplan-Wettbewerb 2001!

futureSAX: Sie sind Anbieter von webbasierten Portallösungen für die Kommunikation und Zusammenarbeit in Teams, Projekten und Unternehmen. Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt?

Herr Röhrborn: Schon in der Zeit vor der Firmengründung haben wir uns mit Software für die Verbes­serung von Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen beschäftigt. Diesem Thema sind wir seitdem treu geblieben. Gestartet sind wir 2001 mit 2 Mitarbeitern. Heute sind bei Communardo am Hauptsitz in Dresden und in der Niederlassung in Leinfelden bei Stuttgart mehr als 80 Mitarbeiter tätig. Wir arbeiten für viele namhafte Unternehmen aus Industrie, IT, der Dienstleistungsbranche und der öffentlichen Verwaltung, wie beispielsweise den Flughafen Stuttgart, die Axel Springer AG, Thales, T-Systems, invest.ch und die Zumtobel Group. Communardo wächst kontinuierlich weiter und eröffnet in diesem Jahr eine Niederlassung in Köln.

Die Experton Group hat Communardo gerade zum dritten Mal in Folge als „Social Business Leader“ und damit als eines der führenden IT- und Beratungsunternehmen in unserem Fachgebiet im deutschsprachigen Raum eingestuft. In den nächsten Jahren wollen wir diese Stellung im DACH-Gebiet weiter ausbauen und unser ­Produktgeschäft auch international etablieren.

futureSAX: Als Alumni-Mitglied sind Sie nicht nur Gast verschiedener futureSAX-Veranstaltungen, sondern geben auch aktiv Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen, wie erst kürzlich als Experte zum Thema „Digitalisierung von Geschäftsprozessen“ beim futureSAX-Innovationsforum in Markkleeberg, weiter. Wie sind Ihre Erfahrungen mit futureSAX allgemein? Würden Sie die Innovationsplattform Sachsen anderen Unternehmen und Start-ups weiter empfehlen, und wenn ja, warum?

Herr Röhrborn: Unbedingt. Für Unternehmer, und gerade auch für Gründer ist es besonders wichtig, Feedback zur eigenen Geschäftsidee zu erhalten. Eines fehlt in der Selbstständigkeit: ein (guter) Chef! Die Teilnahme an Gründungs-, Unternehmens- oder Innovations-Wettbewerben bietet einfach eine gute Möglichkeit, unabhängige Einschätzungen zu den eigenen Konzepten zu erhalten. Das Netzwerk rundherum dient dem Austausch von Erfahrungen und nicht selten auch der Anbahnung wichtiger Kontakte. Das futureSAX-Innovationsforum ist gerade für etablierte Unternehmer ein schönes Format, um voneinander lernen und neue Kontakte knüpfen zu können.

futureSAX: Das futureSAX-Innovationsforum in Markkleeberg stand ganz unter dem Thema „Smart. Schnell. Sicher. – Innovationsvorsprung durch Digitale Transformation“. Warum sollte der digitale Wandel aus Ihrer Sicht gerade für KMU als Chance gesehen werden?

Herr Röhrborn: Die digitale Transformation ist die derzeit größte Herausforderung, aber auch die größte Chance der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren. Die Unternehmen müssen bei der Digitalisierung ihres Geschäfts unbedingt noch mehr Tempo aufnehmen. Aus kleinen Start-ups werden milliardenschwere Big Player, wie wir an Firmen, wie Amazon, Airbnb und Uber, sehen können. Solche Firmen stellen durch konsequent digitale Geschäftsmodelle ganze Branchen auf den Kopf. Wer diese Trends nicht früh erkennt und schnell für sich zu nutzen weiß, der wird vielleicht schon morgen nicht mehr am Markt sein. KMU sollten ihre Stärken, speziell ihre Flexibilität, ihre Schnelligkeit und ihren Erfindergeist nutzen und mit Neugier und etwas Risikofreude die Digitalisierung ihrer Prozesse und Geschäftsmodelle angehen.

futureSAX: Als Bitkom-Landessprecher Sachsen sind Sie auch Mitglied des Beirats „Digitale Wertschöpfung“, der zuletzt parallel zum futureSAX-Innovationsforum in Markkleeberg tagte. Welche Vorteile bringt der Standort Sachsen zur Meisterung des Digitalen Wandels mit und worin sehen Sie die größten Potenzialfelder?

Herr Röhrborn: Der digitale Wandel hat viele Facetten. Ob es das Internet der Dinge ist, Lösungen in den Bereichen Smart Energy oder Smart Health oder auch Plattformen für die weltweite Kommunikation mit Kunden und Partnern - sie alle beruhen im Kern auf smarter Software. Sachsen, speziell Dresden, Leipzig und Chemnitz, entwickelt sich dynamisch und gehört mittlerweile zu den Software-Hotspots in Deutschland.

Hightech-Start-ups finden hier vergleichsweise gute Rahmenbedingungen für eine Gründung vor. Vor allem gibt es hier jede Menge findiger Köpfe! Insbesondere durch die Konzentration einer Reihe ausgezeichneter Informatik- und Informationstechnik-Lehrstühle, aber auch von Experten in vielen anderen Fachrichtungen an sächsischen Hochschulen werden nicht nur kluge Köpfe in unsere Region gelockt, sondern vor allem eine große Zahl ausgezeichneter Fachkräfte ausgebildet. Unsere Hochschulen und Institute bieten zusammen mit Initiativen wie futureSAX einen ausgezeichneten Nährboden für innovative Neugründungen. Zusammen mit der etablierten Großindustrie im Bereich der Mikroelektronik und des Automobilbaus, aber auch im mittelständischen Maschinenbau, Anlagenbau, der IT-Industrie entstehen smarte Lösungen für intelligente Systeme von morgen.

futureSAX: Auch in diesem Jahr stehen Sie uns wieder als Juror beim futureSAX-Ideenwettbewerb zur Verfügung. Was ist Ihr persönlicher Antrieb und worauf legen Sie bei der Beurteilung der Idee am meisten Wert?

Herr Röhrborn: Wir haben in der Startphase unserer Firma sehr von futureSAX, insbesondere dem Juroren-Feedback, der Unterstützung durch das Team und dem Erfahrungsaustausch im Netzwerk profitiert. Dafür möchte ich jetzt wenigstens etwas zurückgeben. Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe als Juror. Aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß ich nur zu gut, dass gut gemeinte Ratschläge auch Schläge sein können und nicht allein deshalb hilfreich sein müssen, weil sie von der anderen Seite des Tisches kommen. 

Mir kommt es besonders auf folgende Aspekte einer Geschäftsidee an: Löst das Team ein echtes Kundenproblem auf eine neuartige Weise? Hat das Team ein Verständnis davon, ob überhaupt und wieviel ein Kunde bereit ist zu bezahlen und warum? Wie kann der Kunde erreicht und zur Kaufentscheidung bewegt werden? Hat die Idee ausreichend Potential für erfolgreiches Wachstum? Ist das Team mit ganzem Herzen und ganzer Kraft bei der Sache? Das klingt nach recht simplen Fragen, die zu beantworten auch erfolgreichen Unternehmen nicht immer gelingt.

Viele Ideen scheitern. Das ist überhaupt nicht schlimm – man muss nur daraus lernen und darf nie aufgeben.

futureSAX: Herr Röhrborn, wir danken Ihnen vielmals für das Interview.

Kurzprofil Communardo

Die Communardo Software GmbH wurde im Jahr 2001 gegründet und beschäftigt über 180 Mitarbeiter an sechs Standorten in Deutschland, Österreich und Albanien. Zu den zufriedenen Kunden zählen vor allem mittelständische und große Unternehmen unterschiedlicher Branchen sowie die öffentliche Verwaltung. Communardo ist Microsoft Gold Certified Partner, Atlassian Platinum Solution und Enterprise Partner sowie Partner von Nintex, Beezy, Staffbase und Unify. Im Jahr 2018 wurde Communardo erneut als Social Business Leader von der Information Services Group (ISG) ausgewählt und zählt zu den Siegern des Great Place to Work® Wettbewerbs „Deutschlands Beste Arbeitgeber“.

Kategorie: Informations-/Kommunikationstechnik

Standort: Dresden

Gegründet: 2001

futureSAX-Alumnus: Dirk Röhrborn, Geschäftsführender Gesellschafter der Communardo Software GmbH und Landessprecher Sachsen des Bitkom e.V.

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