futureSAX-Alumni-Interview mit Juliane Heidelberger

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„Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um Anlauf zu holen.“

futureSAX-Alumni-Interview mit Juliane Heidelberger, CEO & Co-Founder VERSO Dresden GmbH

 

Beim Sächsischen Gründerpreis 2020 wurde Juliane Heidelberger mit der Verso Dresden gGmbH nominiert.

Um Menschen mit Beeinträchtigungen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, erforscht Verso Dresden gGmbH das Nutzungsverhalten der Adressat:innengruppen selbst, um die Angebote optimal abzustimmen. Dadurch entstehen barrierefreie Formate, die sprachlich leicht zugänglich und dennoch ästhetisch ansprechend und unterhaltsam sind. Im futureSAX-Alumni-Interview spricht CEO & Co-Founder Juliane Heidelberger über ihre Visionen.

futureSAX: Bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz.

Juliane Heidelberger: Eine leicht verständliche Sprache für alle.

futureSAX: Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen? Was war der Auslöser?

Juliane Heidelberger: Teilhabe für alle zu ermöglichen, ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Viele Informationsangebote sind nicht für alle Menschen zugänglich, einige Menschen werden durch physische oder kognitive Barrieren ausgeschlossen. Für diese Menschen sind Formate in sogenannter Leichter Sprache entstanden. Allerdings hat sich gezeigt, dass ein sehr reduzierter Inhalt und ein massiv vereinfachter Sprachstil nicht die einzige Lösung sein kann. Menschen mit Beeinträchtigungen fühlen sich herabgesetzt und stigmatisiert, Menschen ohne Beeinträchtigungen sind von den Angeboten abgestoßen, Menschen mit Migrationshintergrund lernen zum Teil falsche Dinge. Da musste es noch etwas anderes geben und so wurde zuerst in Kiel, dann in Dresden geforscht, was die Adressat:innengruppen selbst sprachlich nutzen, was sie kennen und verstehen und was wirklich nicht. Daraus ist partizipativ und forschungsbasiert ein völlig anderes Empfehlungswerk für leicht verständliche Sprache entstanden als das strikte Regelwerk der Leichten Sprache. Wir bieten barrierefreie Formate an, die sprachlich leicht zugänglich und dennoch ästhetisch ansprechend und unterhaltsam sind. So können diese Formate von allen Menschen rezipiert werden, ohne sich nur an eine spezielle Zielgruppe zu richten oder eine andere auszuschließen.

„Schon in dem Bewerbungsverfahren vom Sächsischen Gründerpreis 2020 lernt man dazu. Es ist wichtig, sich klar auszudrücken und seine Innovation überzeugend auf den Punkt zu bringen. Das ist eine gute Übung, so oder so. ”

Juliane Heidelberger, CEO & Co-Founder VERSO Dresden GmbH

futureSAX: Hat der Ort der Start-up-Gründung eine wichtige Rolle gespielt, oder würden Sie eher sagen, dass Sie ortsunabhängig sind?

Juliane Heidelberger: Als Ausgründung der TU Dresden sind wir hier fest verwurzelt. Unser Unternehmen konnte nur auf Basis der Forschung, die hier am Institut für Germanistik betrieben wurde, entstehen und wir forschen gemeinsam mit der TU Dresden auch immer weiter. Für unsere Kunden sind wir allerdings ortsunabhängig, wir können den gesamten deutschsprachigen Raum bedienen.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Juliane Heidelberger: Dass man nicht verlieren kann. Entweder man gewinnt oder man lernt.

Nominiert beim Sächsischen Gründerpreis: Verso Dresden gGmbH

futureSAX: Welche wichtige Empfehlung oder welchen Tipp würden Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben?

Juliane Heidelberger: Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um Anlauf zu holen. Auch wenn das Kraft kostet, nur so kommt man weiter, denn in den seltensten Fällen geht immer alles geradeaus. 

futureSAX: Warum sollten (angehende) Gründer an Wettbewerben wie dem Sächsischen Gründerpreis teilnehmen?

Juliane Heidelberger: Schon in dem Bewerbungsverfahren lernt man dazu. Es ist wichtig, sich klar auszudrücken und seine Innovation überzeugend auf den Punkt zu bringen. Das ist eine gute Übung, so oder so. Im Falle einer Nominierung profitiert man von einem starken Netzwerk und einem sehr guten Support durch futureSAX. Wir fühlen uns durch das Pitchtraining bestens auf die Jury vorbereitet und haben durch die Online-Treffen schon tolle andere Gründer:innen kennengelernt.

futureSAX: Auf was dürfen wir uns mittelfristig von Ihnen freuen?

Juliane Heidelberger: Unsere Vision ist eine leicht verständliche Sprache für alle, darauf richtet sich unsere gesamte Forschung aus. Natürlich muss diese Sprache in der Folge auch für alle zugänglich sein. Deshalb bieten wir nicht nur barrierefreie Kommunikationsformate an, sondern wollen auch möglichst viele Textverantwortliche und Kommunikator:innen durch Schulungen selbst dazu befähigen. Außerdem wird es schon nächstes Jahr die App „VERSOwords“ geben, in der man selbst seinen Wortschatzumfang testen kann. Damit unterstützt man zugleich unsere Forschung. Alle Forschungsergebnisse und jede barrierefrei getextete Zeile fließen in Datensammlungen, die mittelfristig zu einer Software führen sollen, die bei barrierefreier Kommunikation unterstützt.

Dienstleistungen / Services

VERSO Dresden gGmbH | Dresden

Eine leicht verständliche Sprache für alle.

VERSO steht für verständnisorientierte und barrierefreie Kommunikation. Unser Ziel ist es, verständliche, zugängliche und stilvolle Kommunikationsformate für einen weiten Adressat:innenkreis zu erstellen. Das heißt: Die Formate sollen Menschen mit und Menschen ohne kognitive Beeinträchtigungen ansprechen.

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