futureSAX-Alumni-Interview mit Marcus Stein

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„Das ist das pure Doping und Motivation, das Vorhaben weiter voranzubringen.“

futureSAX-Alumni-Interview mit Marcus Stein, CEO watttron GmbH

 

Sachsens innovativster Gründer kommt in diesem Jahr aus Dresden. Die watttron GmbH ist der Sieger des futureSAX-Ideenwettbewerbs 2017. Wir haben mit Marcus Stein von der watttron GmbH über die eingereichte Idee gesprochen, die Revolution durch cera2heat, einem neuen Heizsystem, und über das kunterbunte Ideenteam aus Mathematikern, bis Maschinenbauern gesprochen.

Herr Stein, bitte beschreiben Sie Ihre Innovation in einem Satz:
Marcus Stein: Mit cera2heat bringen wir ein Heizsystem an den Markt, das nach derselben Funktionsweise wie ein heimischer Flachbildschirm arbeitet: Eine Vielzahl kleinster Heizpixel können zur Erzeugung dynamischer Temperaturfelder individuell geheizt und geregelt werden.

Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?
Marcus Stein: Weil wir in unserem Startmarkt, der Verpackungsbranche, Kosteneinsparungen von über 20 % ermöglichen. So können Joghurtbecher dank cera2heat mit deutlich geringerem Kunststoff- und Energieeinsatz hergestellt werden.

Wir sind immer sehr an den Menschen interessiert: Wer sind die Köpfe hinter dem Projekt?
Marcus Stein: Mittlerweile fußt watttron auf viel mehr Füßen als die der vier Gründer Michaela Wachtel, Dr. Sascha Bach, Ronald Claus und Marcus Stein. Neben den Kompetenzen der Volkswirtin und der drei Maschinenbauwissenschaftler reicht die Belegschaft mittlerweile auch vom Physiker über den Elektrotechniker bis zum Mathematiker und bildet dadurch ein schlagkräftiges Team.

Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?
Marcus Stein: Watttron ist ja eine Ausgründung aus der Professur Verarbeitungsmaschinen und -technik der Technischen Universität Dresden sowie dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung, bei dem die Optimierung von Verpackungsprozessen und Verpackungen Forschungsgegenstand sind. Schon lange haben wir nach einer technischen Lösung gesucht, den Thermoformprozess zur Herstellung von Joghurtbechern zu verbessern, und suchten ein Heizverfahren, mit dem auf kleinstem Raum Temperaturunterschiede realisierbar sind. Eines Tages erfuhr der Mitgründer Dr. Sascha Bach von dem keramischen Dickschichtverfahren und sah darin einen vielversprechenden Ansatz.

Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Marcus Stein: Als Komponentenlieferant musst du zuerst den Kunden deines Kunden überzeugen. Dieser überzeugte Anwender geht anschließend von allein zu seinem Zulieferer – und damit zum eigentlichen Kunden – und verlangt von ihm die Integration deiner Komponente. Unsere erste Aufgabe war daher, die Hersteller der Konsumgüter zu überzeugen.

Gerade bei einer Gründung mit einer komplexen Technologie sind Momente wichtig, in denen einem die Hand auf die Schulter gelegt wird und jemand sagt: „Was ihr da macht, klingt zielführend und sinnvoll. Bleibt am Ball!

Marcus Stein, CEO watttron GmbH

Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im futureSAX-Ideenwettbewerb erfahren haben!
Marcus Stein: Das ist das pure Doping und Motivation, das Vorhaben weiter voranzubringen. Gerade bei einer Gründung mit einer komplexen Technologie sind Momente wichtig, in denen einem die Hand auf die Schulter gelegt wird und jemand sagt: „Was ihr da macht, klingt zielführend und sinnvoll. Bleibt am Ball!“

Das Meeting Ihres Lebens. Mit wem würden Sie gerne mal an einem Tisch sitzen und was würden Sie besprechen?
Marcus Stein: Elon Musk die Features der Technologie erläutern und dann auf die Reaktion mit hoffnungsvoll großen, funkelnden Augen warten.

„Effizienz als Maßstab“ – das ist Claim und Unternehmensphilosophie in einem. Wie stellen Sie sicher, dass Sie dem in den unterschiedlichen Bereichen und Branchen, die Sie bedienen, gerecht werden?
Marcus Stein: Das Heizsystem ermöglicht es – unabhängig von den anwendungsspezifischen Vorteilen mit den individuell regel- und heizbaren Pixeln – immer nur genau an der Stelle Wärme im Prozess einzubringen, wo sie auch tatsächlich in dem Moment benötigt wird. Die extreme Dynamik mit mehreren hundert Kelvin pro Sekunde Aufheizung eliminiert zudem die bei aktuellen Systemen benötigten minutenlangen Aufheizphasen, bei denen viel Energie verloren geht. Unser ökologischer Anspruch wird im Thermoformprozess mit deutlichen Materialeinsparungen noch weiter fundiert. Aber die Effizienz ist auch in kommerzieller Dimension gemeint, wir wollen das notwendige Investment des Kunden mit kurzen ROI schmackhaft zu machen.

Wie geht es weiter? Wie sieht Ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?
Marcus Stein: Wir sehen auch auf Grundlage der vielen Anfragen die Möglichkeit, auf derselben technologischen Basis neue Produkte zum einen für den Erstzielmarkt Verpackungstechnik zu entwickeln und anzubieten, aber genauso völlig neue Anwendungsfelder zu erschließen und eine innovative Plattformtechnologie für unterschiedlichste Märkte bis hin zu Anwendungen im B2C-Bereich anzubieten. Im ersten Schritt ist die Nutzung der Heiztechnologie als Strahlerheizer denkbar. Damit werden perspektivisch neben der Kunststoffverarbeitung auch weitere Anwendungsfelder für die Technologie erschlossen. Darüber hinaus gibt es weiteres Potential für die Heiztechnologie in anderen Marktbereichen. Hierzu gehören u. a. die chemische Industrie, Automobilindustrie, Biotechnologie und Mikroelektronik. Für diese neuen Anwendungsbereiche wird das Heizsystem zusammen mit Partnern aus den jeweiligen Industriebereichen weiterentwickelt und angepasst. Daher ist ein sukzessiver Markteintritt geplant.

Weitere Informationen zur watttron GmbH finden Sie hier.

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